Lese-Ansicht

Außerklinische Intensivpflege – Versorgungsrelevante Aspekte nach persönlichen Vor-Ort-Begutachtungen durch den Medizinischen Dienst. Ein Praxisbericht

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2711-1073

Die sozialgesetzlich im SGB V neu gefasste außerklinische Intensivpflege (AKI) gestattet schwerstkranken Patienten, die zum großen Teil trachealkanüliert oder beatmungspflichtig sind, ein soweit als möglich teilhabeorientiertes Leben auch in häuslicher Umgebung. Als Leistung der Krankenkassen setzt sie eine spezielle vertragsärztliche Verordnung voraus, eine qualifizierte Potenzialerhebung wird bei beatmeten bzw. trachealkanülierten Patienten zusätzlich verlangt. Eine jährlich stattfindende, obligate Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD) am Leistungsort bildet zusammen mit der ärztlichen Verordnung die Grundlage der genehmigenden Leistungsentscheidung der Krankenkasse. Es wurde eine Sekundärdatenanalyse von insgesamt 1615 Vor-Ort-Begutachtungen des MD Hessen aus den ersten 17 Monaten nach Inkrafttreten der neuen Regelungen und Maßgaben zur Durchführung der AKI durchgeführt. Bei dem hohen Anteil an tracheotomierten Patienten von 72,6% der Gesamtpopulation wurden 27,7% durchgängig oder intermittierend invasiv beatmet. Bei 46,5% war eine damals noch zwingend erforderliche Potenzialerhebung noch ausstehend. In rund 8,2% aller Fälle konnte die Notwendigkeit einer AKI sozialmedizinisch nicht nachvollzogen werden. Die jährliche MD-Begutachtung vor Ort ermöglicht erstmals ein individuelleres und differenzierteres Bild der speziellen Konstellation nach ICF-Kriterien mit Blick auf die sozialmedizinische Notwendigkeit einer AKI-Versorgung. Schwerpunkte sind hier insbesondere die Sicherstellung einer adäquaten medizinischen und pflegerischen Versorgung vor Ort sowie die Ausschöpfung eines festgestellten Weaning- und Dekanülierungspotenzials.
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Verleihung der Salomon-Neumann-Medaille 2025, Laudatio für Frau Professorin Dr. Theda Borde

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2734-5867

Theda Borde, die Empfängerin der Salomon-Neumann-Medaille 2025 der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), ist studierte Politologin und promovierte im Bereich Public Health. Sie war Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin und übernahm dort zeitweise das Amt der Rektorin. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre umfassen die sozialen Determinanten von Gesundheit, Geschlecht und Gesundheit, interprofessionelle Kooperation in der Gesundheitsversorgung sowie Migration und Gesundheit. Vier zentrale Elemente aus dem Werk von Salomon Neumann prägen auch Theda Bordes wissenschaftliches Lebenswerk: sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen in den Blick zu nehmen, wissenschaftliche Evidenz zu ihrer gesundheitlichen Lage zu schaffen, Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen und politisch Stellung zu beziehen – insbesondere dann, wenn es populistischen Gegenwind gibt. Dabei – und hier reicht Theda Borde über Salomon Neumann und seine Zeit hinaus – sind für sie Teilhabe und Ko-Kreation von zentraler Bedeutung.
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Prävention in der Langzeitpflege – ein Blick auf die Empfehlungen gemäß § 18b SGB XI und deren Umsetzung

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2736-6492

Prävention und Gesundheitsförderung können bei drohender, beginnender oder bestehender Pflegebedürftigkeit ein Weg sein, bei betroffenen Personen einen Beitrag zur Verbesserung der Autonomie, der Selbstständigkeit, des Wohlbefindens und der Lebensqualität zu leisten. Der Artikel geht von der These aus, dass Gebrechlichkeit als definiertes Pflegerisiko eingedämmt, gegebenenfalls verhindert werden kann, damit Menschen länger leben und gesünder in ihrem häuslichen Umfeld altern. Es gilt als hinreichend belegt, dass verhältnis- und verhaltensbezogene Faktoren einen deutlich stärker ausgeprägten Einfluss auf die Entwicklungsmöglichkeiten im Alter haben als genetisch-biologische Dispositionen. Die Sozialgesetzgebung hat vor diesem Hintergrund neben den Präventionsleistungsangeboten im Sozialgesetzbuch V mit Einführung des Präventionsgesetzes (PrävG) im Jahr 2015 auch im Sozialgesetzbuch XI Präventionsmaßnahmen etabliert. Zur Ermittlung des Präventionspotentials wurde der Medizinische Dienst (MD) verpflichtet, in jedem seiner Gutachten zur Pflegebedürftigkeit zu prüfen, ob über die aktuelle Versorgungssituation hinaus, präventive Maßnahmen zu empfehlen sind. Auf Grundlage anonymisierter Routinedaten einer großen Pflegekasse wurden bundesweit die Gutachten der Medizinischen Dienste aus den Jahren 2022 und 2023 zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit analysiert. Es wurde ein Mixed-Methods-Ansatz genutzt, um potenzielle Hinweise zwischen versichertenbezogenen Aspekten und der Empfehlungspraxis in den Gutachten zu interpretieren. Aufgrund der Gesamtanalyse wird deutlich, dass hier offensichtlich der Präventionsempfehlung kein adäquates Angebot gegenübersteht. Hier besteht erheblicher weiterer Forschungsbedarf.
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Bevölkerungsmedizin in Deutschland: Versorgung und Vorsorge verknüpfen

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2701-4143

Deutschland hat die Corona-Pandemie nicht zuletzt wegen seines gut ausgestatteten medizinischen Versorgungssystems mit hoher Arzt- und Krankenhausdichte bewältigt. Vor allem in der ersten Welle übernahm zudem der Öffentliche Gesundheitsdienst bevölkerungsmedizinische Verantwortung. Dabei legte die Corona-Krise den Bedarf der Gesundheitsämter an besserer Ausstattung, Fachlichkeit und sektoraler Abstimmung offen. Die Pandemie zeigte die enge Verbindung zwischen verschiedenen gesundheitsbezogenen Herausforderungen, Erkrankungsfeldern und gesundheitlichen Ungleichheiten auf. Für die zukünftige Bewältigung akuter und chronischer Gesundheitsprobleme ist eine bessere Koordinierung und Kooperation zwischen der individualmedizinischen, insbesondere der hausärztlichen Krankenversorgung und den für die Bevölkerungsmedizin verantwortlichen Gesundheitsämtern erforderlich. Internationale Erfahrungen zeigen, wie eine wirksame Integration dieser Sektoren zur Verbesserung der Versorgung und zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten beitragen kann. Der vorliegende Artikel stellt vor dem Hintergrund der internationalen gesundheitswissenschaftlichen Debatte zunächst die Konzepte der primären Gesundheitsversorgung (Primary health care – PHC) und der Öffentlichen Gesundheit (Public Health – PH) vor. Anschließend diskutiert er die Möglichkeiten und Herausforderungen einer engeren Verzahnung von hausärztlicher Krankenversorgung und Öffentlichem Gesundheitsdienst, entwickelt Ansätze für die entsprechende Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitssystems und analysiert die sich daraus ergebenden Optionen für eine Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit.
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Neuwahl des DGSMP-Präsidiums

Gesundheitswesen 2025; 87: 705-705
DOI: 10.1055/a-2736-1633

PD Dr. Annett Salzwedel wurde auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention mit großer Mehrheit zur neuen Präsidentin der ärztlich-wissenschaftlichen Fachgesellschaft gewählt.
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Globale Folgen antimikrobieller Resistenzen: Bedrohung nimmt auch in Deutschland zu

Gesundheitswesen 2025; 87: 706-707
DOI: 10.1055/a-2735-2259

Multiantibiotikaresistenzen stellen eine der dringendsten Gesundheitsbedrohungen weltweit dar: Die Empfindlichkeit klinisch relevanter Erreger gegenüber antimikrobiell wirksamen Substanzen nimmt gegenwärtig rasant ab. Auch in Deutschland besteht Anlass zur Sorge. Sowohl das europäische als auch das Resistenz-Überwachungssystems des Robert Koch-Instituts beobachten seit Jahren einen stetigen Anstieg der Häufigkeit multiresistenter Erreger (MRE).
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Kommunikation mit gehörlosen Patient:innen in der hausärztlichen Versorgung: Ein Scoping Review

Gesundheitswesen 2025; 87: 732-747
DOI: 10.1055/a-2715-0943

Ziel der Studie ist, die aktuelle Studienlage zur Kommunikation zwischen Hausärzt:innen und gehörlosen Patient:innen unter Berücksichtigung der Nutzung von Gebärdensprache zu beschreiben, zu analysieren und Forschungslücken hinsichtlich der Kommunikation mit gehörlosen Patient:innen in der hausärztlichen Versorgung auszuweisen.Die Studie wurde als Scoping Review nach den methodischen Standards von Arksey und O’Malley (2005) konzipiert. Durchsucht wurden die Datenbanken CINAHL, PubMed und Web of Science. Eingeschlossen wurden Studien zur hausärztlichen Versorgung gehörloser Patient:innen, die Gebärdensprache nutzen. Die Datenextraktion erfolgte am 12.04.2022, eine Nachsuche am 27.02.2024. Die Einordnung der Publikationen erfolgte verblindet.Nach Ausschluss von Duplikaten wurden Titel/Abstract von 2060 Publikationen geprüft und anschließend Volltexte von 86 Suchergebnissen gesichtet. Sieben Studien konnten in das Review eingeschlossen werden, wovon vier Studien quantitative Erhebungsmethoden nutzten und sich an Ärzt:innen (2), an gehörlose Patient:innen (1) oder an Ärzt:innen und gehörlose Patient:innen (1) richteten. Zwei qualitative Studien zielten jeweils auf Gehörlose sowie Gebärdensprachdolmetschende. Eine gemischtmethodische Studie richtete sich an gehörlose Patient:innen. Insgesamt wurden 316 gehörlose Patien:innen, 355 Ärzt:innen und 19 Gebärdensprachdolmetschende befragt. Inhaltlich wurden fünf Themen identifiziert: Kommunikationsprobleme aus Sicht gehörloser Patient:innen, Kommunikation aus hausärztlicher Sicht, Strategien zur Verbesserung der Kommunikation, Einsatz von Gebärdensprachdolmetschenden und Folgen kommunikativer Barrieren. Die Studien weisen auf Wissensdefizite von Hausärzt:innen im Umgang mit ihren gehörlosen Patient:innen hin. Strategien zur Begegnung von Kommunikationsproblemen werden als unzureichend eingeschätzt; Gebärdensprachdolmetschende kommen in der hausärztlichen Versorgung selten zum Einsatz.Die Kommunikation zwischen Hausärzt:innen und gehörlosen Patient:innen ist als unzureichend zu bewerten, da kommunikative Hilfsmittel nicht vorhanden bzw. ungeeignet sind und nicht ausgebildete Laiendolmetschende genutzt werden. Belastbare Zahlen hinsichtlich der Inanspruchnahme von qualifizierten Gebärdensprachdolmetschenden für den hausärztlichen Bereich in Deutschland existieren nicht. Diese Lücke könnte Anlass zu weiteren Forschungsbemühungen geben.
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Behandlungslücke 65+Eine Bestandsaufnahme der Psychotherapeutischen Versorgung von älteren Menschen in Mainfranken

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2731-3589

Die vorliegende Untersuchung hatte zum Ziel, einen Einblick in die psychotherapeutische Versorgungssituation älterer Menschen über 65 Jahre in den Städten und Landkreisen Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt zu gewinnen. Zudem wurden Anzeichen und Gründe für potenzielle Versorgungsdefizite untersucht und Ansatzpunkte für eine verbesserte Versorgungssituation für ältere Menschen abgeleitet und zusammengestellt.Hierfür wurden n=31 niedergelassene ärztliche und psychologische Psychotherapeut*innen und Mitarbeitende Sozialpsychiatrischer Dienste sowie n=12 Hausärzt*innen aus den zu untersuchenden Regionen befragt. Es kamen Fragebögen mit offenen, halboffenen und geschlossenen Fragen zum Einsatz sowie ergänzende Interviews.Die psychotherapeutische Versorgung älterer Menschen in der Region wurde mehrheitlich als unzureichend eingeschätzt. Zudem waren ältere Menschen in ambulanter Psychotherapie stark unterrepräsentiert. Als zentrale Barrieren für den Zugang zur Psychotherapie wurden auf Seiten der älteren Betroffenen fehlendes Wissen über psychische Erkrankungen und ihre Behandlung sowie Stigmatisierungsängste identifiziert. Hausärzt*innen sahen sich vor allem mit Zeitmangel und unzureichender Vernetzung konfrontiert, während Psychotherapeut*innen den Mangel an Therapieplätzen und geringe Erfahrung und Kenntnisse in der Behandlung älterer Patient*innen als größte Herausforderung benannten.Die Untersuchung bestätigt die vermutete Diskrepanz zwischen dem Therapiebedarf und der tatsächlichen Inanspruchnahme von Psychotherapie älterer Menschen über 65 Jahre für die Region Mainfranken. Die Gruppe der hochaltrigen Menschen über 85 Jahre scheint besonders stark von dieser Unterversorgung betroffen. Um die Versorgungssituation zu verbessern, sollten sowohl strukturelle Maßnahmen wie der Ausbau von Therapieplätzen und die Schaffung niedrigschwelliger Angebote als auch Informations- und Vernetzungsinitiativen umgesetzt werden.
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Evidenzlage zu Advance Care Planning bei Menschen mit Demenz – Ein systematisches Review (2017–2023)

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2699-8545

Für Menschen mit Demenz ist eine frühzeitige Auseinandersetzung mit Themen der Versorgungsplanung von zentraler Bedeutung. Das Konzept des Advance Care Planning (ACP) bietet eine vielversprechende Möglichkeit ihre individuellen Wünsche in Hinblick auf Pflege und Behandlung am Lebensende zu berücksichtigen. Ziel Ziel dieser Arbeit ist es eine Übersicht zur aktuellen Evidenzlage zum Thema Advance Care Planning bei Menschen mit Demenz bereitzustellen.Es wurde eine systematische Literaturrecherche in den internationalen Datenbanken Medline, PsycINFO, Scopus, CINAHL und CENTRAL für den Zeitraum von Januar 2017 bis April 2023 durchgeführt. Die Studienqualität der eingeschlossenen Studien wurde mittels Critical Appraisal Skills Programme (CASP) bewertet.Sieben Studien konnten in der qualitativen Analyse berücksichtigt werden. Die Studien zeigen positive Effekte des Advance Care Planning auf unterschiedliche Domänen für Menschen mit Demenz und ihre Pflegenden. Die eingeschlossenen RCTs weisen allerdings große Heterogenität hinsichtlich Methodik, Qualität und ihrer erhobenen Endpunkte auf.Videos und Schulungen können ein wirksames Instrument sein, um ACP für Menschen mit Demenz und ihre Pflegenden erfolgreich zu implementieren. Allerdings sind Studien mit strengen Interventionskriterien und einheitlichen Endpunkten erforderlich, um die Wirksamkeit zu Advance Care Planning abschließend beurteilen zu können.
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„Das ist dann irgendwie schon klar, dass das jetzt nicht die erste Wahl ist.“ – eine qualitative Studie zum Einsatz von Benzodiazepinen und Z-Substanzen bei Schlafstörungen in hausärztlichen Praxen

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2718-5074

Schlafstörungen, insbesondere Insomnien sind ein häufiger Konsultationsanlass in hausärztlichen Praxen. Für die Behandlung sind u.a. Benzodiazepine (BZ) und Benzodiazepinrezeptoragonisten (BZRA) zugelassen. Diese Medikamente bergen das Risiko einer Abhängigkeit. Inwiefern die Gefahr einer Medikamentenabhängigkeiten Einzug in die Behandlungsentscheidungen von Hausärzten:innen findet, bleibt bisher unklar. Ziel der Studie war es das Spektrum bzgl. des Bewusstseins für das Abhängigkeitspotential und die Verschreibungspraxis darzustellen.Im Rahmen einer explorativen qualitativen Interviewstudie wurden 17 Hausärzten:innen aus den Landkreisen Tübingen, Reutlingen und Zollernalb befragt. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz. Anschließend wurden suchtmedizinische Aspekte in den Fokus einer Queranalyse gestellt.Es zeigten sich 7 relevante Dimensionen mit suchtmedizinischem Fokus (1) Einschätzungen der Substanzen, (2) Aufklärung, (3) Verschreibung im Kontext der Erwartungshaltung von Patient:innen, Angehörigen, Pflegenden, (4) Rezeptart, (5) Ältere Patient:innen, (6) Junge Patient:innen (7) Dauer der Verschreibung und (8) Verantwortungsübernahme. Wobei deutlich wurde, dass 1–6 als Einflussfaktoren auf die Verantwortungsübernahme anzusehen sind.Es zeigte sich, dass deutliche Unterschiede bezüglich der Verantwortungsübernahme im Rahmen der hausärztlichen Verschreibung von BZ/BZRA bei Schlafstörungen bestanden. Die in der Analyse identifizierten Einflussfaktoren könnten als Ansatzpunkt dienen, um Verantwortungsübernahme zu fördern. Dabei könnten Informationen und Fortbildungen zu suchtmedizinischen Aspekten eine wichtige Rolle spielen.
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Bekanntheit, Nutzung und Akzeptanz digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) für die psychische Gesundheit in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung in Deutschland

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2711-1021

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wurden bereits 2019 die sogenannten Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) als Ergänzung der bisherigen Angebote der Regelversorgung eingeführt. Diese Anwendungen bieten ergänzend zur Regelversorgung ein potenziell skalierbares Versorgungsangebot im Bereich der psychischen Gesundheit, das insbesondere in Krisenzeiten von großer Bedeutung sein könnte. Es besteht daher ein erheblicher Forschungsbedarf, um zu untersuchen, wie bekannt DiGA sind, wie häufig sie genutzt werden und wie offen Personen gegenüber einer möglichen Nutzung als Ergänzung der traditionellen Versorgungsangebote eingestellt sind. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Bekanntheit, Nutzung und Akzeptanz von DiGA in der in Deutschland lebenden erwachsenen Allgemeinbevölkerung zu untersuchenDie Daten wurden im Rahmen der COVID-19 Snapshot Monitoring-Studie im Juni 2021 erhoben. Die repräsentative Stichprobe umfasste N=1008 Teilnehmende (n=505 Frauen (50.1%), n=503 Männer (49.9%), Durchschnittsalter=44,9 Jahre, Standardabweichung=15,7). Mittels logistischer und multipler Regressionsmodelle wurden Zusammenhänge zwischen soziodemographischen Variablen und Bekanntheit und Nutzung von DiGA sowie die Bereitschaft einer Nutzung von DiGA analysiert. Weiterhin wurden Gründe für Nicht-Nutzung und Informationsquellen zu DiGA ausgewertet.Die Mehrheit der Teilnehmenden kannte DiGA nicht, und nur wenige hatten bereits eine DiGA genutzt. Grundsätzlich zeigten sich viele Befragte jedoch offen für die Nutzung von DiGA. Alter war der einzige signifikante Prädiktor für Bekanntheit und Nutzung: Ältere Personen kannten und nutzten DiGA häufiger. Die Nutzungsbereitschaft und Präferenz gegenüber face-to-face-Psychotherapie wurden von Bildung, Gesundheitsbewusstsein und selbsteingeschätzter psychischer Gesundheit beeinflusst. Höhere Bildung und bessere psychische Gesundheit reduzierten die Nutzungsbereitschaft, während höheres Gesundheitsbewusstsein diese stärkte.Insgesamt zeichnet die vorliegende Studie ein komplexes Bild von Potenzial und Herausforderungen bei der Etablierung von DiGA im bestehenden Versorgungsangebot. Ziel sollte sein, über geeignete alters- bzw. zielgruppenspezifische Formate zur Information und Aufklärung über DiGA nachzudenken, diese zu entwickeln und einen Beitrag zur Stärkung der Gesundheitskompetenz bei der Suche nach geeigneten Versorgungsangeboten zu leisten.
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Das Internetportal embryotox.de und seine Nutzung durch Apothekerinnen und Apotheker

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2715-1040

Das Internetportal embryotox.de informiert evidenzbasiert, kostenlos und industrieunabhängig zur Arzneimitteltherapiesicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit. Es wird von mehr als fünf Millionen Nutzer*innen pro Jahr besucht. Im Rahmen einer durch den G-BA Innovationsfonds geförderten Mixed-Methods-Studie wurde die Funktion von embryotox.de in der Versorgungspraxis untersucht. Diese Teilauswertung konzentriert sich auf die Nutzung durch die Apothekerschaft.Die Datenerhebung erfolgte mittels zweier Online-Fragebögen (Multiple-Choice-Antworten oder Likert-Skala von 0=„überhaupt nicht“ bis 10=„vollständig“). Der erste Fragebogen enthielt Fragen zu Nutzercharakteristika, klinischer Situation, Verständlichkeit der Arzneimittelinformationen und Konsequenzen der Nutzung, im zweiten wurden typische Situationen der Nutzung und Verwendung der abgerufenen Informationen erfragt. Für die vorliegende Teilanalyse wurden alle von Apotheker*innen beantworteten Fragebögen mittels deskriptiver Statistik ausgewertet.Insgesamt 550 Apotheker*innen füllten Online-Fragebogen 1 aus, davon arbeiteten 87,3% (n=480/550) in öffentlichen Apotheken. Am häufigsten wurde zu Medikamenten gegen Husten und Erkältungssymptome (19,3%, n=106/550) recherchiert sowie zu nicht-opioiden Analgetika (16,9%, n=93/550). Bei 57,1% (n=314/550) änderte sich durch diese Recherche die Risikobewertung des Arzneimittels. Die Verständlichkeit der Informationen wurde im Durchschnitt mit 9,25 (Likert-Skala von 0 bis 10) bewertet. 79 Apotheker*innen füllten Online-Fragebogen 2 aus. 93,7% (n=74/79) fanden embryotox.de hilfreich, um verunsicherte Patientinnen zu informieren und gegebenenfalls zu beruhigen. Weiterhin nutzten sie embryotox.de, um ausgewählte Informationen an Patientinnen weiterzugeben (79,7%, n=63/79), um ärztlich verordnete Medikamente vor der Abgabe zu überprüfen (57,0%, n=45/79) und um bei kritischen Arzneimitteln Rücksprache mit verschreibenden Ärztinnen bzw. Ärzten zu halten (58,2%, n=46/79).Apotheker*innen informieren sich zur Verträglichkeit in Schwangerschaft und Stillzeit bei embryotox.de sowohl zu rezeptfreien Präparaten (v. a. gegen akute Beschwerden) als auch zu verordneten Arzneimitteln. Damit üben sie eine wichtige Kontroll- und Beratungsfunktion bei der Arzneimittelversorgung Schwangerer und Stillender aus, die durch embryotox.de wesentlich unterstützt wird.
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