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Gestern — 10. Dezember 2025GWF – News

PFAS-Verursacherprinzip: Verbände fordern konsequente Umsetzung

10. Dezember 2025 um 08:00

PFAS lassen sich laut BDEW und DVGW mittlerweile weltweit in Luft, Wasser, Böden und entlang der gesamten Nahrungskette nachweisen. Der Eintrag dieser langlebigen Chemikalien stelle die Wasserversorgung vor enorme Herausforderungen, die man nur gemeinsam bewältigt könne.

Die technische Entfernung von PFAS aus Rohwasser sei äußerst anspruchsvoll, ressourcenintensiv und mit hohen Kosten verbunden. Zudem fehle es derzeit an praktikablen Möglichkeiten, die dabei anfallenden PFAS-haltigen Rückstände sicher zu entsorgen. Dies könne – wie das Beispiel der Stadtwerke Rastatt zeige – zu deutlichen Mehrbelastungen und steigenden Wasserpreisen für Verbraucher führen. Angesichts dieser Situation drängen BDEW und DVGW auf europaweit abgestimmte, wirksame Maßnahmen, um den Eintrag und die Emission von PFAS nachhaltig zu reduzieren.

„PFAS sind eine unsichtbare Gefahr für unsere Gesundheit und unsere Wasserressourcen. Wir brauchen jetzt eine europäische Strategie, die das Verursacherprinzip durchsetzt – damit nicht die Verbraucher, sondern die Hersteller für die Kosten aufkommen“, betonen Dr. Wolf Merkel, Vorstand Wasser des DVGW und Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser.

Zukunftsorientierter, schrittweiser Ausstieg

Anlässlich eines parlamentarischen Abends in Brüssel richteten die Verbände einen eindringlichen Appell an die EU-Kommission. Beide begrüßten ausdrücklich die bereits angestoßenen Initiativen, allen voran die Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit sowie den Vorschlag zur universellen PFAS-Beschränkung (UPFAS) im Rahmen der REACH-Verordnung.
Ein schrittweiser, technologiebasierter Ausstieg aus PFAS mit angemessenen Übergangsfristen sei aus Sicht des DVGW und BDEW ein praktikabler und zukunftsorientierter Ansatz, um weitere Schadstoffeinträge nachhaltig zu vermeiden.

Besonders wichtig sei dabei der Hinweis, dass der Hauptaufnahmeweg von PFAS für den Menschen über die Nahrung verlaufe. Laut einem wissenschaftlichen Gutachten des Hygieneinstituts des Universitätsklinikums Bonn übersteigt die Aufnahme von PFAS über Lebensmittel diejenige über Trinkwasser um ein Vielfaches.

Gleichzeitig erfordere die Bewältigung bestehender PFAS-Altlasten und ihrer toxikologischen Folgen ein entschlossenes Vorgehen, so die Verbände weiter. Dafür müssten auch die erheblichen Kosten berücksichtigt werden, die durch notwendige Sanierungsmaßnahmen entstünden. DVGW und BDEW fordern die Europäische Kommission daher auf, einen strukturierten Prozess mit allen relevanten Akteuren einzuleiten, um das Verursacherprinzip konsequent umzusetzen.

(Quelle: DVGW, BDEW)

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Neue Sensorik für die Transformation der Lausitz

10. Dezember 2025 um 07:15

Das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS hat gemeinsam mit zahlreichen regionalen Partnern das Projekt AIS-Edge Node (Adaptive integrierte Inline-Sensorik für die Infrastruktur in der Umwelt- und Wasserstoffwirtschaft) gestartet. Ziel des Vorhabens ist es, durch den Einsatz innovativer Sensortechnologien und KI-basierter Auswertungsmethoden einen wichtigen Beitrag zum Strukturwandel in der Lausitz zu leisten. Im Mittelpunkt stehen dabei eine engmaschige Überwachung von Böden und Gewässern sowie ein zuverlässiges Sicherheitsmonitoring für die wachsende Wasserstoffwirtschaft.

Folgen der Braunkohleförderung

In der Lausitz gibt es mehrere wichtige Gründe, die Boden- und Wasserqualität zu überwachen. Die Hauptursache dafür ist die langjährige Braunkohleförderung in der Region, welche zur Versauerung des Wassers und Belastung durch Schadstoffe geführt hat. Bislang werden Umweltparameter wie pH-Wert oder Schadstoffkonzentrationen oft nur punktuell und in großen zeitlichen Abständen erfasst.

„Wir entwickeln ein System, das kontinuierlich misst, Daten in Echtzeit sammelt sowie mit Hilfe von KI analysiert und bewertet“, erklärt Dr. Sebastian Meyer, Bereichsleiter Cognitive Systems am Fraunhofer IPMS.

Eingesetzt werden festkörperbasierte Sensoren, die unabhängig von Trübungen in Böden und Gewässern zuverlässige Ergebnisse liefern. Die Sensorik wird durch KI-gestützte Auswertungen ergänzt, die Auffälligkeiten, wie das Einleiten toxischer Substanzen, frühzeitig erkennen, mit historischen und meteorologischen Daten verknüpfen und auf dieser Basis Prognosen und Handlungsempfehlungen ableiten. So soll die Qualität des Grundwassers langfristig gesichert und eine schnelle Reaktion auf Umweltbelastungen ermöglicht werden.

Sicherheitsmonitoring für die Wasserstoffwirtschaft

Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines neuartigen Sicherheitsmonitorings für die Wasserstoffwirtschaft. Da Wasserstoff als Energieträger zunehmend an Bedeutung gewinnt, müssen Risiken wie Leckagen zuverlässig erkannt werden. Die im Projekt entwickelten Ultraschallsensoren ermöglichen eine schnelle, kontinuierliche und präzise Detektion in einem umfassenden Konzentrationsbereich von 1% bis 100%.

Dr. Sebastian Meyer beschreibt die Vorteile der Sensoren wie folgt: „Sie zeichnen sich durch eine hohe Temperaturstabilität sowie einen geringen Wartungsaufwand aus, da sie ohne regelmäßige Kalibration zuverlässig arbeiten. Zudem erreichen sie eine Messgenauigkeit von unter zwei Prozent. Neben der sicheren Überwachung von Explosionsgrenzen wird die räumliche Wasserstoffverteilung im Erfassungsbereich des Sensors detektiert. Somit kann auf die räumliche Herkunft eines Wasserstofflecks geschlossen werden. Die eingesetzte KI-gestützte Auswertung erhöht die Messgenauigkeit, die Robustheit und die Langzeitstabilität. Durch den hohen Integrationsgrad und CMOS-kompatible Fertigungsverfahren sind elektronische Komponenten zudem direkt mit dem Sensor integrierbar.“

Kooperation und lokale Unterstützung

Im Projekt AIS-EN wird das Fraunhofer IPMS durch die regionalen Partner LKT Lausitzer Klärtechnik GmbH, UP Umweltanalytische Produkte GmbH, PRIGNITZ Mikrosystemtechnik GmbH, Actemium BEA GmbH, GST Gesellschaft für System- und Tankanlagentechnik mbH unterstützt. Darüber hinaus haben mehr als zehn weitere Unternehmen und Verbände ihre Unterstützung in Form von Letters of Intent (LOIs) bekräftigt. Diese Kooperationen sind entscheidend, um den Technologietransfer in die Region zu gewährleisten und die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Lausitz nachhaltig zu stärken.

Das Projekt erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf Jahren und wird mit ca. 7 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Dr. Sebastian Meyer fasst zusammen: „Mit dem AIS-EN-Projekt setzen wir einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft für die Lausitz. Unsere innovativen Lösungen tragen dazu bei, Umweltschutz und Wasserstoffwirtschaft miteinander zu verbinden und die Region auf dem Weg zur grünen Transformation zu unterstützen.“


Quelle: Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS

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Ältere BeiträgeGWF – News

Mikroplastikfilter nach dem Vorbild von Fischmäulern

09. Dezember 2025 um 07:20

Eine Waschmaschine in einem Vier-Personen-Haushalt produziert pro Jahr bis zu 500 Gramm Mikroplastik, das durch den Abrieb von Textilien entsteht. Die Haushaltsgeräte zählen damit zu einer der wichtigsten Quellen für die winzigen Partikel. Momentan gelangt Mikroplastik direkt über das Abwasser in den Klärschlamm der Kläranlagen. Da dieser oft als Dünger genutzt wird, landen die Fasern so schließlich auf den Feldern.

Seit etwa zehn Jahren suchen viele Hersteller daher nach Möglichkeiten, Mikroplastik aus dem Waschwasser zu entfernen, damit es nicht in die Umgebung gelangt. „Die bislang erhältlichen Filtersysteme haben aber verschiedene Nachteile“, erklärt Dr. Leandra Hamann vom Institut für organismische Biologie der Universität Bonn. „Einige von ihnen setzten sich schnell zu, andere haben keine ausreichende Filterwirkung.“

Fischen ins Maul geschaut

Die Wissenschaftlerin hat daher zusammen mit ihrem Doktorvater Dr. Alexander Blanke, sowie Kolleginnen und Kollegen, nach möglichen Lösungen im Tierreich gesucht. Dabei haben sich die Forschenden an Tieren orientiert, die als wahre Meister der Filtertechnologie gelten dürfen – und das bereits seit Hunderten von Millionen Jahren.

Das Filterelement im Zentrum imitiert das Kiemenreusensystem der Fische. Das Filtergehäuse ermöglicht eine periodische Reinigung und den Einbau in Waschmaschinen. (Abbildung: Christian Reuß/Leandra Hamann)

Das Filterelement im Zentrum imitiert das Kiemenreusensystem der Fische. Das Filtergehäuse ermöglicht eine periodische Reinigung und den Einbau in Waschmaschinen. (Abbildung: Christian Reuß/Leandra Hamann)

Die Rede ist von Fischen, die sich mittels Filtration ernähren; dazu zählen beispielsweise Makrelen, Sardinen oder Sardellen: Sie schwimmen mit geöffnetem Maul durch das Wasser und fischen dabei mit ihrem Kiemenreusensystem das Plankton heraus.

„Wir haben uns den Bau dieses Systems genauer angesehen und nach diesem Vorbild einen Filter entwickelt, der sich in Waschmaschinen einsetzen lässt“, sagt Blanke, der Mitglied in den Transdisziplinären Forschungsbereichen „Life & Health“ sowie „Sustainable Futures“ an der Universität Bonn ist.

Im Laufe der Evolution haben die genannten Fischarten eine Technik hervorgebracht, die der Querstrom-Filtration ähnelt: Ihr Kiemenreusensystem hat die Form eines Trichters, der am Maul der Fische am breitesten ist und sich zu ihrem Schlund hin verjüngt. Die Wände des Trichters werden von den Kiemenbögen geformt. Diese sind ihrerseits mit kammartigen Strukturen besetzt, den Rechen, auf denen wiederum kleine Zähnchen sitzen. So entsteht eine Art Maschengewebe, das von den Kiemenbögen aufgespannt wird.

Selbstreinigung: Plankton rollt in Richtung Schlund

„Bei der Nahrungsaufnahme strömt das Wasser durch die durchlässige Trichter-Wand, wird gefiltert, und das partikelfreie Wasser wird durch die Kiemen wieder in die Umgebung abgegeben“, erläutert Blanke. „Das Plankton ist dazu allerdings zu groß; es wird durch die natürliche Siebstruktur zurückgehalten. Dank der Trichterform rollt es dann Richtung Schlund und sammelt sich dort, bis der Fisch schluckt und dadurch das System entleert und reinigt.“

Dieses Prinzip verhindert, dass der Filter verstopft – die Fasern treffen nicht senkrecht auf den Filter, sondern rollen an ihm entlang Richtung Schlund. Zugleich ist der Prozess sehr effektiv: Er entfernt fast das komplette Plankton aus dem Wasser. Beides sind Punkte, die ein Mikroplastik-Filter ebenfalls erfüllen muss. Die Forschenden haben das Kiemenreusensystem daher nachgebaut. Dabei haben sie sowohl die Maschengröße der Siebstruktur als auch den Öffnungswinkel des Trichters variiert.

Der Filter erzielt eine hohe Effizienz

„Wir haben so eine Kombination von Parametern gefunden, bei der unser Filter mehr als 99 Prozent des Mikroplastiks aus dem Wasser abscheidet und dennoch nicht verstopft“, sagt Hamann.

Zu diesem Zweck setzte das Team nicht nur auf Experimente, sondern auch auf Computersimulationen. Der Filter nach Vorbild der Natur enthält keine aufwändige Mechanik und sollte sich daher sehr kostengünstig herstellen lassen.

Das Mikroplastik, das er aus dem Waschwasser fischt, sammelt sich im Filterausgang und wird von dort einige Male pro Minute abgesaugt. Man könne es danach zum Beispiel in der Maschine pressen, um so das enthaltene Wasser zu entfernen, meint die Wissenschaftlerin, die inzwischen an die University of Alberta im kanadischen Edmonton gewechselt ist. Alle paar Dutzend Wäschen könne man das so entstandene Plastik-Pellet dann entnehmen und im Restmüll entsorgen.

Die Universität Bonn und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT hat die Technologie in Deutschland bereits zum Patent angemeldet; die EU-weite Patentierung wird angestrebt. Die Forschenden hoffen nun, dass Hersteller den Filter weiterentwickeln und in künftigen Waschmaschinen-Generationen verbauen werden. So ließe sich die Verbreitung von Mikroplastik aus Textilien zumindest ein Stück weit eindämmen. Und das tut auch Not: Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Partikel möglicherweise gravierende gesundheitliche Schäden hervorrufen können. Sie wurden bereits in der Muttermilch und der Plazenta nachgewiesen – und sogar im Gehirn.

Beteiligte Institutionen und Förderung:

An der Studie war neben der Universität Bonn das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT beteiligt. Die Arbeiten wurden aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) und des European Research Council (ERC) gefördert. Den Schutz und die Vermarktung der Erfindung unterstützt das Transfer Center enaCom der Universität Bonn in enger Zusammenarbeit mit der PROvendis GmbH, Dienstleister des NRW-Hochschulverbunds für Wissens- und Technologietransfer „innovation2business.nrw“.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Leandra Hamann
hamannleandra@gmail.com

Dr. Alexander Blanke
Institut für organismische Biologie der Universität Bonn
blanke@uni-bonn.de

Originalpublikation:
Leandra Hamann et. al. (2025): A self-cleaning, bio-inspired high retention filter for a major entry path of microplastics; npj emerging contaminants; DOI: https://doi.org/10.1038/s44454-025-00020-2

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NIS-2 in der Wasserwirtschaft

08. Dezember 2025 um 08:05

Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie NIS-2 entstehen für Wasser- und Abwasserbetriebe neue, verbindliche Anforderungen an die Informationssicherheit. Besonders betroffen sind Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden, die künftig als „wichtig“ oder „besonders wichtig“ eingestuft werden. Für sie wird Cybersicherheit nicht nur zentrale Betriebsaufgabe, sondern ausdrücklich Pflicht der Unternehmensleitung.

Drei Entwicklungen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf:

  1. Neue rechtliche Anforderungen: Die erweiterten NIS-2-Pflichten gelten künftig flächendeckend auch unterhalb der bisherigen KRITIS-Schwellenwerte. Vorgaben, Verantwortlichkeiten und Umsetzungsfristen sind klar definiert und verlangen zeitnahe Vorbereitung.
  2. Steigende Risiken für IT und OT: Digitale und industrielle Systeme geraten zunehmend in den Fokus von Cyberangriffen. Fehlende Schutzmaßnahmen können Versorgungssicherheit und Betriebsstabilität gefährden sowie Haftungsrisiken im Management erhöhen.
  3. Verantwortung auf Leitungsebene: NIS-2 verpflichtet Geschäftsführungen und verantwortliche Führungskräfte, Risiken zu kennen, den Sicherheitsreifegrad einzuschätzen und die Umsetzung der Maßnahmen nachweislich zu steuern.

NIS2 kompakt – die wichtigsten Pflichten in 60 Minuten

Um Verantwortlichen aus der Branche eine schnelle Orientierung im neuen Rechtsrahmen zu geben, lädt das Kompetenzzentrum Digitale Wasserwirtschaft zum kostenfreien Online-Seminar ein. Die Teilnehmenden erhalten einen kompakten Überblick über Pflichten, Fristen und praxistaugliche Umsetzungsschritte.

Datum:
Montag, 15. Dezember 2025, 10:00–11:00 Uhr (via Zoom)
Referenten:
Ronald Derler, Geschäftsführer, Kompetenzzentrum Digitale Wasserwirtschaft gGmbH
Rainer Stecken, DVGW Service & Consult GmbH

Interview mit Ronald Derler

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Städtische Gewässer in Indien unverzichtbar für Ernährung, Einkommen und Gemeinschaft

08. Dezember 2025 um 07:36

In Bengaluru, Mumbai, Kochi und Kolkata befragten die Forschenden insgesamt 1.200 Menschen, die sie bei der Nahrungssuche an Flüssen, Kanälen, Seen oder Teichen angetroffen haben. Die Menschen sammelten unter anderem Fische, Krabben, Muscheln sowie Pflanzen, Beeren und Pilze. Anhand der Antworten untersuchten die Forschenden die Häufigkeit, die Praktiken und den Zweck der Tätigkeit.

Den Ergebnissen nach sammeln Frauen, ältere Menschen und Personen aus marginalisierten Gruppen am häufigsten Nahrung an städtischen Gewässern. Sie schätzen vor allem die Vorteile für ihre Ernährung und ihr Einkommen, sowie das Ausleben kultureller Bräuche und den Anschluss an die Gemeinschaft.

Menschen, die zu Hause oder im öffentlichen Raum Zugang zu Gärten haben, werden laut Studie gelegentlich zum Sammeln angeregt. Für sie sind der Bezug zu Kultur und Natur ausschlaggebend. Viele der Befragten gaben an, einer bezahlten Arbeit nachzugehen und darüber hinaus die Ernte zu nutzen, um ihre Familie zu ernähren. Überschüssige Nahrung teilen oder verkaufen sie.

Gewässer sichern das Überleben, fördern Wohlbefinden und Gemeinschaft

„Unsere Ergebnisse stellen herkömmliche Ansichten zur Nahrungssuche in Städten infrage“, erklärt Dr. Sukanya Basu.

Sie war während der Untersuchung an der Universität Göttingen beschäftigt. Inzwischen arbeitet sie an der indischen Azim Premji University.

„Urbane Gewässer haben nicht nur ökologischen Wert. Sie sichern Ernährung, Lebensunterhalt, Wohlbefinden und Gemeinschaftsleben. Insbesondere für vulnerable Gruppen sind sie lebenswichtig“, so Basu. Sie betont: „Trotz zunehmender Verschmutzung und Degradation kommen Gewässer in indischen Städten ihrer Rolle weiter nach. Die Stadtplanung muss über die Wiederherstellung der Wasserqualität hinausgehen. Sie muss auch berücksichtigen, wie blaue Infrastruktur nachhaltige Ernährung und soziale Inklusion unterstützen kann.“

Gewässer sind ein wertvolles Gut in Städten

Die Studie ergänzt erstmals den Aspekt Ernährungssicherheit zur wachsenden Zahl wissenschaftlicher Belege, die den Wert städtischer Gewässer bisher mit Biodiversität, Attraktivität, Sicherheit und Infrastruktur in Zusammenhang bringen – allesamt bedeutsam für die Gesundheit der Menschen. Mit mehr Einsatz für blaue Infrastrukturen würde die Stadtplanung nachhaltige Landschaften fördern und Traditionen sowie die gesellschaftliche Teilhabe marginalisierter Gruppen unterstützen, so das Fazit der Forschenden.

„Seit den 1950er Jahren haben die rasante Stadtentwicklung, Umweltverschmutzung und Industrialisierung zu einer Verschlechterung vieler Flüsse, Seen und Kanäle in Städten geführt“, sagt Tobias Plieninger, Professor für Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen an den Universitäten Göttingen und Kassel. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gewässer als wertvolles Gut in Städten anerkannt werden müssen.“

Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Sukanya Basu
Azim Premji University
School of Climate Change and Sustainability
sukanya.basu@apu.edu.in

Prof. Dr. Tobias Plieninger
Georg-August Universität Göttingen & Universität Kassel
Fachgebiet Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen
plieninger@uni-goettingen.de

Originalpublikation:
Basu, S. et al. Widespread practices and sustainability benefits of foraging in urban blue spaces of India. Nature Cities (2025). DOI: 10.1038/s44284-025-00337-4

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Stellungnahme des BDEW zum Geothermie-Beschleunigungsgesetz

05. Dezember 2025 um 09:12

Der Bundestag hat am 4.12.2025 in der zweiten und dritten Lesung über das Geothermie-Beschleunigungsgesetz (GeoBG), inklusive Regelungen zu Speichern, abgestimmt. Hierzu erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung:

„Das Geothermie-Beschleunigungsgesetz schafft dringend benötigte Verfahrenserleichterungen und stärkt die Rahmenbedingungen für klimaneutrale Wärme. Besonders positiv sind die geplanten Maßnahmen zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren – etwa feste Fristen für Behörden zur Vollständigkeitsprüfung und Bearbeitung von Anträgen, digitale Antragsprozesse und die Einführung eines Verfahrenshandbuchs, das durch die Behörde bereitgestellt wird.

Auch die rechtliche Klarstellung, dass Geothermieanlagen künftig als Vorhaben im überragenden öffentlichen Interesse gelten, ist ein starkes Signal. Sehr zu begrüßen ist, dass die BDEW-Forderung nach einer Ausweitung des überragenden öffentlichen Interesses auf Wärmeleitungen aufgenommen wurde.

Allerdings fehlen im Gesetzentwurf leider weiterhin klare Regelungen, die die Vorrangstellung der Trinkwassergewinnung vor der Nutzung von Erdwärme wahren. Um Klimaschutz und Trinkwasserschutz verlässlich in Einklang zu bringen, braucht es eine eindeutige gesetzliche Klarstellung zum Vorrang der öffentlichen Wasserversorgung. Zudem sollte klar geregelt werden, dass Geothermievorhaben in Wasserschutzgebieten der Zonen I und II ausgeschlossen sind. Ein solcher Ausschluss schützt unsere zentralen Trinkwasserressourcen und stärkt die Akzeptanz vor Ort. Darüber hinaus sollte das Gesetz Grundwasserpumpen für die Wärmenutzung durch Haushalte nicht einfach erlaubnisfrei stellen, sondern eine Anzeigepflicht vorsehen, beispielsweise durch Eintrag in ein Bohrkataster. Damit wäre eine Beschleunigung sichergestellt, ohne dass unsichtbarer Wildwuchs den Aufbau eines Wasserregisters verunmöglicht.

Wichtig ist auch, dass die Regelungen zur Außenbereichsprivilegierung für Geothermieanlagen, Wärmespeicher und Batteriespeicher jetzt neu aufgesetzt werden. Geothermieanlagen und untertägige Wärmespeicher können nun richtigerweise grundsätzlich ohne ein langwieriges vorlaufendes Bebauungsplanverfahren im Außenbereich errichtet werden. Das ist richtig und gut, da diese Anlagen typischerweise von den geologischen Gegebenheiten vor Ort abhängig sind.

Gut ist auch, dass Batteriespeicher, die im Zusammenhang mit Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien errichtet werden, keines vorlaufenden Bebauungsplans bedürfen. Das schafft die Voraussetzung dafür, dass diese Anlagen – mit ihrem großen Potenzial für eine netzdienliche Betriebsweise – unkomplizierter genehmigt und errichtet werden können. Solche Erleichterungen schlägt der BDEW bereits seit Jahren vor. Für andere Batteriespeicher im Außenbereich werden die Regelungen teilweise zu eng ausgestaltet. Insbesondere der vorgegebene Höchstabstand zu Umspannwerken von nur 200 Metern kann zu Flächenkonkurrenz führen, weil der engere Umkreis für mögliche Erweiterungen der Umspannwerke im Zuge des Netzausbaus verfügbar bleiben muss.“

Ergebnis der Abstimmung

Nach halbstündiger Debatte hat der Bundestag den Entwurf der Bundesregierung für das „Gesetz zur Beschleunigung des Ausbaus von Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeichern sowie zur Änderung weiterer rechtlicher Rahmenbedingungen für den klimaneutralen Ausbau der Wärmeversorgung“ (21/1928) in der vom Ausschuss für Wirtschaft und Energie geänderten Fassung (21/3101) angenommen. Dafür stimmten die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD, dagegen die Oppositionsfraktionen AfD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke.

Der Bundestag verabschiedete zudem mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen von AfD und Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Linksfraktion eine Entschließung zu dem Gesetz.

Die Bundesregierung legt mit dem Gesetzentwurf ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Beschleunigung des Ausbaus klimaneutraler Wärme- und Kälteversorgung vor. Ziel ist insbesondere die bessere Nutzung von Geothermie, der Einsatz von Wärmepumpen sowie der zügigere Transport und die Speicherung von Wärme.

Zu den Kernpunkten

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32. Mülheimer Wassertechnische Seminar: Fortschritt, Dialog und Innovation

05. Dezember 2025 um 08:00

Das diesjährige Mülheimer Wassertechnische Seminar war erneut ein bedeutendes Branchenereignis, das Fachleute aus Wissenschaft, Forschung, Praxis und Behörden zusammenführte. Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr.-Ing. Stefan Panglisch widmete sich das Seminar am 6. November 2025 in der Mülheimer Stadthalle den drängenden Herausforderungen und aktuellen Fragestellungen der Trinkwasseraufbereitung – und das mit großem Erfolg: Über 100 engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten ein hochkarätiges, abwechslungsreiches Programm und einen inspirierenden Dialog auf Augenhöhe.

Aktuelle und zukünftige Herausforderungen bewältigen

Im Mittelpunkt stand das Leitmotiv „Trinkwasseraufbereitung im Spannungsfeld steigender Anforderungen“. Das Seminar bot anerkannte Plattform für die Präsentation und intensive Diskussion von innovativen Lösungsansätzen und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zwei inspirierende Keynotes von Dr.-Ing. Jan Ruppelt (Ruhrverband) und Björn Wölfel (Gelsenwasser AG) spannten den Bogen von komplexen Wechselwirkungen in der Wasseraufbereitung bis zu den Zielkonflikten zwischen Qualitätsanforderungen und Nachhaltigkeit.

Die darauffolgenden Fachvorträge setzten gezielte Impulse zu aktuellen Herausforderungen wie neuen gesetzlichen, sich verändernder Rohwasserqualität, neuen Aufbereitungsstoffen und Energieeffizienz. Themen wie der Umgang mit PFAS und Microcystin, die Weiterentwicklung des technischen Regelwerks, innovative Monitoringkonzepte, mobile Aufbereitung und weitergehende Abwasseraufbereitung sowie die Risikobewertung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Trinkwasserversorgung wurden praxisnah beleuchtet.

Hochaktuell war der Vortrag zur Bildung von Glyphosat und dessen Metaboliten aus bspw. in Waschmitteln eingesetzten Komplexbildnern. Prof. Dr. Carolin Huhn (Universität Tübingen) gelang es, die Bedeutung dieser neuen Erkenntnisse für das Monitoring und die Eintragsbewertung in der Trinkwasseraufbereitung nachvollziehbar darzustellen und einen bislang wenig beachteten Eintragspfad von Glyphosat anschaulich zu beleuchten.

Preisträger des DVGW Studienpreises Wasser

Ergänzend dazu präsentierten zwei Preisträger des DVGW Studienpreises Wasser 2025 ihre herausragenden Masterarbeiten. Jon Wullenweber (Technische Universität Hamburg) stellte die Implementierung und Validierung von Echtzeit-Sensorik zur Trinkwasserqualitätsbestimmung an einer Pilotanlage vor. Gabriel Elena-Manthey (IWW Zentrum Wasser) präsentierte die Entwicklung eines Online-Tools zur Abschätzung der Rehabilitationsrate in Trinkwassernetzen anhand unterschiedlicher Bestandsdatenqualitäten.

Austausch und Networking

Besonders hervorzuheben ist die lebendige und kritische Diskussionskultur, die das Seminar prägte. In den Vortragsrunden und den großzügigen Pausen kam es zu einem intensiven kollegialen Austausch, bei dem Erfahrungen, Projektideen und kontroverse Einschätzungen offen geteilt wurden. Studierende der Universität Duisburg-Essen, deren Teilnahme durch DVGW-Sponsoring ermöglicht wurde, brachten frische Perspektiven in die Diskussionen ein und sorgten für einen gelungenen Brückenschlag zur akademischen Nachwuchsförderung.

Das große Engagement der Referentinnen und Referenten, der Diskussionsbeiträge aus dem Plenum sowie die hervorragende Organisation durch das IWW-Team machten das Seminar zu einem echten Branchentreffpunkt mit Vorbildcharakter für den anstehenden Wandel in der Wasserbranche. Die inspirierende Atmosphäre und die positive Resonanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben Rückenwind für künftige Veranstaltungen und machen Vorfreude auf viele weitere gemeinsame Schritte für eine nachhaltige Wasserversorgung. Ein herzlicher Dank gilt allen, die zum Erfolg des Seminars beigetragen haben.


Autor: Prof. Dr. Stefan Panglisch

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OOWV errichtet neue Förderbrunnen in Wildeshausen

05. Dezember 2025 um 08:00

Aktuell betreibt der OOWV in der Region Wildeshausen 24 Förderbrunnen, die das örtliche Wasserwerk mit Grundwasser versorgen. Für den ersten neuen Brunnen haben inzwischen vorbereitende Arbeiten begonnen. Dabei werden sogenannte Aufschlussbohrungen durchgeführt, um sedimentologische Daten aus Tiefen zwischen 30 und 80 m zu gewinnen. Anhand dieser Bohrkerne ermitteln Fachleute die geologischen Bedingungen und legen Parameter, wie die optimale Tiefe des Brunnens und die geeignete Korngröße des Filterkieses, fest. Ziel sei es, den Brunnen technisch so abzustimmen, dass er langfristig störungsfrei betrieben werden könne.

Die Arbeiten führt das Unternehmen Hölscher Wasserbau GmbH aus Haren an der Ems durch. Die entnommenen Sedimentproben werden archiviert und wissenschaftlich ausgewertet. Der OOWV unterhält dafür am Standort Großenkneten ein eigenes Bohrkernlager.

Zeitplan und Förderleistung

Mit dem eigentlichen Bau des ersten Förderbrunnens wird im Frühjahr kommenden Jahres gerechnet. Laut OOWV soll dieser noch vor dem nächsten Sommer in Betrieb gehen und bis zu 50 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde fördern können. Zwei weitere Brunnen in der Umgebung sind für eine Förderleistung von jeweils bis zu 100 Kubikmeter pro Stunde ausgelegt. Eine Ausweitung der Gesamtfördermenge ist laut Verband jedoch nicht vorgesehen. Stattdessen soll die Wasserentnahme künftig gleichmäßiger auf die einzelnen Brunnen verteilt werden, um deren Lebensdauer zu erhöhen.

Das Wasserwerk Wildeshausen liefert durchschnittlich 8,5 Mio. Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr und versorgt damit vor allem Wildeshausen, das Umland sowie Teile von Bremen und Delmenhorst. Die Investitionskosten für den ersten zusätzlichen Brunnen betragen rund 550.000 Euro. Mit der Fertigstellung aller drei Brunnen rechnet der OOWV im Laufe des Jahres 2027.

Im Zuge der Baumaßnahmen entstehen zudem neue Grundwassermessstellen zur kontinuierlichen Überwachung der Wasserqualität. Nach Angaben des OOWV stellt das Projekt einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Daseinsvorsorge in der Region dar.

 


 

(Quelle: OOWV)

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Räuber-Beute-Interkationen auf Kläranlagen

04. Dezember 2025 um 13:27

Das Forschungsteam um Prof. Dr. Kenneth Dumack, Professor für Aquatische Ökosystemanalyse an der Universität Koblenz, konnte zeigen, dass räuberische Einzeller – sogenannte Schalenamöben der Gattung Arcella – in der Lage sind, problematische fadenförmige Bakterien in Kläranlagen auf natürliche Weise in Schach zu halten. Diese Bakterien, vor allem Candidatus Microthrix parvicella, verursachen weltweit das Phänomen des Schlammauftriebs, das die Reinigungseffizienz von Abwasseranlagen stark beeinträchtigt und hohe Umweltschädigungs- sowie Kostenfolgen hat.

In der aktuellen Ausgabe von The ISME Journal, dem Publikationsorgan der Internationalen Gesellschaft für mikrobielle Ökologie, berichten Dumack und seine Kolleg:innen, dass sich die Populationsdynamiken der Bakterien und ihrer Protistenjäger durch Lotka-Volterra-Mechanismen beschreiben lassen – ein klassisches Räuber-Beute-Modell der Ökologie. Analysen aus vier deutschen Kläranlagen und ergänzende Experimente zeigen, dass Arcella-Arten das Wachstum von Microthrix durch gezielte Prädation eindämmen können. Damit eröffnet sich eine nachhaltige, umweltfreundliche Alternative zu den bisher üblichen chemischen Eingriffen in Kläranlagen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass man ökologische Prinzipien gezielt nutzen kann, um biologische Systeme wie Kläranlagen stabiler und nachhaltiger zu gestalten“, erklärt Dumack. „Das Potenzial von Protisten als biologische Kontrollagenten wurde bisher kaum beachtet – hier liegt eine echte Chance für grüne Wassertechnologien.“

Nachhaltige Lösungen für Wasserwirtschaft und Ausbildung

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die zentrale Rolle biologischer Prozesse in der Wasseraufbereitung – in einem Themenfeld, das auch in einer Studienrichtung der Universität Koblenz verankert ist: Die interdisziplinären Studiengänge Bachelor of Science (B. Sc.) und Master of Science (M. Sc.) Gewässerkunde und Wasserwirtschaft verbinden Ökologie, Mikrobiologie, Chemie und Ingenieurwissenschaften. Sie bereiten Studierende auf aktuelle Herausforderungen in Gewässerschutz, Abwasserbehandlung und nachhaltiger Ressourcenbewirtschaftung vor.

„Wir wollen junge Menschen befähigen, das Wasser der Zukunft nachhaltig zu managen – von der Mikrobenebene bis zur globalen Wasserpolitik“, betont Dumack.

Dumacks Professur für Aquatische Ökosystemanalyse wird von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), verankert im Haushalt des Bundesministeriums für Verkehr (BMV), finanziert. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Universität Koblenz.


Publikation:
Dumack K., Baltes F., Weiss A., Ettl M. (2025). Lotka-Volterra Dynamics Facilitate Sustainable Biocontrol of Wastewater Sludge Bulking. The ISME Journal. DOI: 10.1093/ismejo/wraf235

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Kenneth Dumack
Universität Koblenz
kenneth.dumack@uni-koblenz.de


Quelle: Universität Koblenz

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Wärme aus Oberflächengewässern nutzen

04. Dezember 2025 um 08:19

Im Projekt AQVA-HEAT III verantwortet das Fraunhofer IEG die Integration und Optimierung der Wärmepumpe im Gesamtsystem. Das Projektteam hat nun einen ersten Meilenstein erreicht: Die Werksabnahme der Wärmepumpe ist Anfang November in Aarhus, Dänemark erfolgt.

Die Einbindung der Wärmepumpe in die Gesamtanlage will das Projektteam im ersten Halbjahr 2026 durchführen. Anschließend soll das Gesamtsystem ein Jahr lang in der saisonalen Erprobung laufen. Dem Fraunhofer IEG obliegt dabei das Monitoring und die Optimierung der Wärmepumpe sowie die Analyse der Gesamtsystemeffizienz.

Ganzjährige Wärmeversorgung aus Oberflächengewässern

AQVA-HEAT III zielt darauf ab, am Beispiel einer regionalen Versorgungsinfrastruktur der Oberlausitz eine ganzjährige Wärmeversorgung aus Oberflächengewässern zu realisieren. Dazu hat das Projektteam ein integriertes System entwickelt, das Gewässer als Wärmequelle nutzt. Durch die Direktverdampfung in einem Vakuum-Flüssigeis-Erzeuger (VFE) des je nach Jahreszeit bis zu 0° Celsius kalten Wassers, kann die Anlage ganzjährig betrieben werden.

Weitere Vorteile sind das natürliche, ungiftige, nicht brennbare und preiswerte Kältemittel Wasser, welches durch seine hohe Energiedichte auch kleinere Gewässer erschließen kann als Wärmepumpenanlagen, die derzeit am Markt sind. Die resultierende Temperatur nach dem VFE liegt konstant bei mindestens 12° Celsius. Eine klassische zweistufige Wärmepumpe hebt das Temperaturniveau im Anschluss auf bis zu 90° Celsius, um die Wärme ins Fernwärmenetz der Stadtwerke Zittau einzuspeisen. Diese Form der Wärmequellenerschließung bietet Potenziale für Planbarkeit, Versorgungssicherheit und Netzintegration und lässt sich von rund 100 kW (thermisch) bis in Megawattbereiche skalieren, wobei die genutzte Flusswassermenge und die eingesetzte Strommenge vergleichsweise gering bleiben.

Wärmepumpe mit besonderen Herausforderungen

Die Wärmepumpe hat das Projektteam speziell für AQVA-HEAT II und III konzipiert. Zentrale Merkmale sind eine zweistufige Auslegung mit einem hohen Temperaturhub von 12 °C auf 90 °C sowie der Einsatz eines natürlichen Kältemittels (hier Ammoniak). Auch umfassende Brandschutz- und Sicherheitsanforderungen musste das Projekt-Team berücksichtigen, da die Wärmepumpe in einer Halle der Stadtwerke Zittau aufgestellt wird.

Kooperation von Wissenschaft, Kommunen, Versorgern und Industrie

Im Rahmen der Demonstration untersucht das Gesamtprojektteam auch die gewässerökologischen Folgen der Nutzung von Oberflächengewässern. Dazu überprüfen die Forschenden verschiedene Varianten der Wasserentnahme und -rückführung simulativ und experimentell. Übergeordnet zielt AQVA-HEAT III darauf, ein robustes Forschungs- und Entwicklungskonzept für das Thema „Wasser als Kältemittel“ zu etablieren, welches die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Kommunen, Versorgern und Industrie stärkt und regionale Kompetenzen in der Oberlausitz nachhaltig verankert.

Robuste, skalierbare Lösung

Das Vorhaben wird als Verbundprojekt unter der Leitung der Hochschule Zittau/Görlitz (IPM) mit dem Fraunhofer IEG und dem ILK Dresden durchgeführt. Kommunale Partner sind die Stadtwerke Zittau GmbH, die Stadtwerke Weißwasser GmbH und der Landkreis Görlitz. Fördermittelgeber ist die SAB (Sächsische Aufbaubank) im Rahmen der Energie- und Klima-Förderrichtlinie des Landes Sachsen mit insgesamt 3,7 Mio. Euro. Das Projekt läuft seit März 2024 und soll bis Ende 2027 abgeschlossen sein.

Dr. Clemens Schneider, Projektleiter am Fraunhofer IEG, betont: „Die Kernleistung von AQVA-HEAT III liegt in der nahtlosen Verknüpfung aus Auslegung, automatisierter Steuerung und Feldmessung – so wird eine robuste, skalierbare Lösung für die Wärmeversorgung aus Wasser möglich. […] Durch die enge Verzahnung aller Komponenten schaffen wir belastbare Grundlagen für eine breit nutzbare Nah- und Fernwärmeinfrastruktur – und liefern praxisnahe Erkenntnisse für Planer und Betreiber.“


Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Clemens Schneider, clemens.schneider@ieg.fraunhofer.de

Quelle: Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien IEG

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Umweltportal NRW informiert über Hochwasser und Starkregen

03. Dezember 2025 um 11:41

Die Informationen, die das Portal gebündelt zur Verfügung stellt, basieren auf Daten des Hydrologischen Lageberichts des Landesamtes für Natur, Umwelt und Klima (LANUK) und der Warnlageberichte des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Ein Abo-Service bietet automatische Benachrichtigungen an für den Fall, dass ausgewählte Pegelwerte „überschritten werden oder ein neuer Lagebericht vorliegt“.

Der gemeinnützige Medienservice Klima & Gesundheit bietet Journalistinnen und Journalisten im Dossier Hitzestress & Extremwetter „weiterführende Informationen zu den Zusammenhängen von Extremwetter-Ereignissen mit dem Klimawandel“ – wie über, von bestimmten Ereignissen besonders betroffene Regionen Deutschlands und über die Auswirkungen der Extremwetterereignisse auf Wirtschaft und Infrastruktur.

Auch „Tipps aus der Verhaltensforschung und Erfolgsbeispiele aus Deutschland sowie konkrete Lösungsansätze und Maßnahmen“ sind dort zu finden. Hierzu gehören zum Beispiel Empfehlungen dazu, wie Städte resilienter gegen Starkregen gemacht werden können. Zusätzlich finden Nutzer des Portals im Dossier weitere Informationen wie Recherchetipps, hilfreiche Datenbanken, oder thematische Anregungen. Hierzu gehören etwa Informationen „zum länderübergreifenden Hochwasser-Portal, das eine interaktive Karte der aktuellen Pegelstände deutscher Flüsse beinhaltet“.

Zum Portal Hochwasser und Starkregen in NRW

Zum Medienservice Klima & Gesundheit

 


 

(Quelle: Medienservice Klima & Gesundheit)

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Wenige Eiskeime in der größten Eiswüste

02. Dezember 2025 um 07:15

Wolken, die aus flüssigen Wassertropfen bestehen, reflektieren das Sonnenlicht stärker als Wolken mit Eiskristallen. Weniger Eiskeime und weniger Eis in den Wolken könnten dazu beitragen, dass sich die Südhemisphäre nicht so stark erwärmt wie die Nordhemisphäre, schreiben die Forschenden im Fachjournal Geophysical Research Letters.

Dass die Wolken über dem Südlichen Ozean rund um die Antarktis mehr Wasser und weniger Eis enthalten als vergleichbare Wolken in der Nordhemisphäre, ist seit langem bekannt. Ohne Details zu den Ursachen und Messreihen können die Klimamodelle, die auf Daten aus der Nordhemisphäre beruhen, jedoch nicht angepasst werden. Die Messungen von Eiskeimen liefern dazu nun ein wichtiges Detail. Weitere Daten werden die Flüge des deutschen Forschungsflugzeugs HALO liefern, dessen Mission HALO-South Mitte Oktober in Neuseeland zu Ende ging, sowie eine Reihe von Antarktis-Expeditionen, die für 2026-2030 im Rahmen des großen internationalen Forschungsprojektes „Antarctica InSync“ geplant sind.

Unsicherheitsfaktor: Wolken

Wolken bilden nach wie vor die größten Unsicherheiten in den Klimamodellen. Einen großen Anteil daran hat Eis in den Wolken, denn Eisbildungsprozesse beeinflussen die Strahlungseigenschaften, die Niederschlagsbildung und folglich die Lebensdauer von Wolken. Die Eisbildung wird durch sogenannte eiskeimbildende Partikel (eng. Ice Nucleating Particles, INPs) ermöglicht. Dabei wirken INPs wie Katalysatoren, denn ohne diese Partikel gefrieren Wolkentropfen erst unter -38°C. Besonders über dem Südlichen Ozean rund um die Antarktis, wo die Konzentrationen an Eiskeimen in der sauberen Atmosphäre niedrig sind, wurden große Unterschiede bei den Strahlungseffekten zwischen Modellen und Messungen festgestellt. Aus diesem Grund sind Eiskeime in den Fokus der Wolkenforschung gerückt.

Global betrachtet stellen Partikel aus Mineralstaub bei niedrigen Temperaturen den größten Teil der Eiskeime. Bei höheren Temperaturen dagegen sind die Eiskeime meist biologischen Ursprungs und enthalten Proteine oder Polysaccharide. Da im Sommer mehr biologische Aktivität herrscht als im Winter lässt sich dadurch in vielen Regionen ein klarer Jahresgang mit einem Maximum im Sommer und Minimum im Winter verzeichnen. Diese jahreszeitlichen Schwankungen konnten Forschende selbst in der Arktis beobachten – nicht aber in der Antarktis.

Keine soliden Daten vorhanden

Zur Antarktis dagegen gab es bisher keine soliden Daten. Für die jetzt veröffentlichte Studie wurden Aerosolpartikel per Filter in der Antarktis gesammelt, bei -20°C gelagert und schließlich im Labor vom TROPOS in Leipzig auf Eiskeime untersucht. Dazu nutzen die Forschenden mit LINA (Leipzig Ice Nucleation Array) und INDA (Ice Nucleation Droplet Array) zwei Geräte, die die Anzahl der Eiskeime in der Atmosphäre bei unterschiedlichen Temperaturen optisch zählen. Durch die standardisierte Methode lässt sich so herausfinden, an welchen Orten mehr Eiskeime in der Atmosphäre schweben und an welchen Orten weniger.

Die meisten der dabei untersuchten Proben stammten von der deutschen Antarktis-Station Neumayer III wo zwischen Dezember 2019 und 2021 Daten aus zwei kompletten Jahren erhalten werden konnten. Neumayer III steht auf dem Eckström-Schelfeis und ist etwa 20 Kilometer vom Eisrand entfernt. Die dort erhaltene Zeitreihe ist bisher einmalig und durch Messungen im Südwinter besonders wertvoll. Ebenfalls analysieren konnten die Forschenden Filterproben, die während der Südsommer 2020/21 und 2021/22 an der Belgischen Antarktis-Station Princess Elisabeth genommen wurden, die auf einem Gebirgszug auf etwa 1400m Höhe und 200 Kilometer vom Meer entfernt steht.

In die Analyse flossen zudem Filterproben von der spanischen Expedition PI-ICE ein, die während des Südsommers 2018/19 die Atmosphäre über der Antarktischen Halbinsel und der spanischen Antarktis-Station Juan Carlos I auf Livingston Island untersucht hatte.

„Unseres Wissens nach gab es auf dem Antarktischen Festland noch nie eine so lange Zeitreihe von Filtern, aus denen INPs bestimmt wurden. 2023 haben chinesische Forschende auf einer Schlittentour Schneeproben gesammelt, die aber nur indirekt Rückschlüsse auf die Eiskeime zulassen. Unsere direkten und zeitlich ausgedehnten Messungen sind daher ein Novum für den Kontinent Antarktis“, ordnet Dr. Heike Wex vom TROPOS die Bedeutung der Studie ein.

Die Anzahl der Eiskeime über dem Meer an der Antarktischen Halbinsel war vergleichbar mit früheren Messungen an anderen Stellen des Südlichen Ozeans. Aber die beiden Antarktis-Stationen Neumayer III und Princess Elisabeth zeigten so niedrige Werte wie nie zuvor gemessen. Besonders markant an den 24monatigen Messungen von der deutschen Antarktis-Station Neumayer III war: Weder zeigten sich jahreszeitliche Schwankungen in der Anzahl der Eiskeime, noch hitze-empfindliche Eiskeime in den Proben.

„Dies deutet generell auf sehr wenige biogene proteinhaltige Eiskeime hin, was wahrscheinlich mit wenig biologischer Aktivität auf dem antarktischen Kontinent zusammenhängt, die – wenn überhaupt – dann nur im Sommer in Küstennähe zu finden ist“, erklärt Dr. Heike Wex.

Auswirkungen auf die Erwärmung der Hemisphären

Da die Antarktis mangels Staubquellen und biologischer Aktivität wenig Eiskeime in die Atmosphäre abgibt, ist auch die Anzahl der Eiskeime über dem Südlichen Ozean um die Antarktis relativ niedrig. Dies könnte den großen Anteil an unterkühlten Tropfen in den Wolken dort erklären, die mangels Eiskeimen flüssig bleiben und nicht vereisen. Der Anteil von Wasser und Eis in den Wolken wiederum beeinflusst die Strahlungseigenschaften und könnte dazu beitragen, dass sich die Südliche Hemisphäre weniger stark erwärmt als die Nördliche Hemisphäre.

„Unsere Ergebnisse liefern wichtige Daten, die dazu beitragen können, das Verständnis und damit auch die globalen Klimamodelle zu verbessern. Darüber hinaus könnte die Konzentration von Eiskeimen in der Antarktis aufgrund der Klimaerwärmung zunehmen, da zurückgehende Gletscher mehr Land für Vegetation freigeben und die Biosphäre aktiver werden könnte. Daher kann die Ermittlung des aktuellen Zustands hilfreich sein, um die potenziellen Auswirkungen künftiger Veränderungen zu bewerten“, berichtet Dr. Silvia Henning vom TROPOS.

Aus den Messwerten an Neumayer III konnte das Team eine Parameterisierung ableiten, mit dem sich die Eiskeime an Princess Elisabeth vorhersagen ließen und der damit zumindest für diesen Teil der Antarktis für Modellierungen genutzt werden kann. Ob dies auch für andere Regionen des Kontinents Antarktika gilt, sollen künftige Untersuchungen 2027-2030 im Rahmen des großen internationalen Forschungsprojektes „Antarctica InSync“ zeigen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Heike Wex
wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung Atmosphärische Mikrophysik, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig

Dr. Silvia Henning
Teamleiterin Aerosol-Wolken-Wechselwirkungen, Abteilung Atmosphärische Mikrophysik, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig
Tel. +49-341-2717-7321

Originalpublikation:
Wex, H., Eckermann, O., Jurányi, Z., et al.: (2025). Antarctica’s unique atmosphere: Really low INP concentrations. Geophysical Research Letters, 52, e2024GL112583. https://doi.org/10.1029/2024GL112583


Quelle: TROPOS

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COP30 vergibt Chance: Fossile Staaten blockieren Klima-Fortschritt

01. Dezember 2025 um 12:24

Staaten, die stark von der Nutzung fossiler Brennstoffe profitieren, wie die OPEC-Staaten und Russland, ist es wieder einmal gelungen, konkrete Fortschritte bei den diesjährigen COP-Verhandlungen weitgehend zu blockieren.

„Allen ist heute klar, dass die 1,5-Grad-Grenze mit den bisher von der Staatengemeinschaft ergriffenen und verabschiedeten Maßnahmen nicht einzuhalten ist. Statt sich jetzt gemeinsam darauf zu konzentrieren, mit welchen Strategien eine Trendumkehr erreichbar ist, wurde der notwendige sukzessive Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe in den Entscheidungen der Konferenz noch nicht einmal erwähnt“, bemängelt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts.

Seit der COP in Glasgow 2021 stehen die Ursachen des Klimawandels, vor allem die Nutzung fossiler Brennstoffe, richtigerweise stärker im Fokus der Klimakonferenzen. Allerdings verhinderten die Widerstände der fossilen Staaten, die angesichts des Konsensprinzips der COPs einem Veto gleichkommen, konkrete Ergebnisse.

Gründe für die schwachen Ergebnisse

Anders als bei früheren Konferenzen gelang es auf COP30 nicht, diese Staaten zu isolieren. Dies lag vor allem an dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen und der damit verbundenen Signalwirkung, aber auch an der schwachen und viel zu spät formulierten EU-Position in Belém. Ein wesentlicher Grund für das schwache Ergebnis ist auch, dass viele Länder des Globalen Südens umfangreiche (finanzielle) Unterstützung für die Energiewende sowie für Anpassung an Klimafolgen und den Umgang mit Schäden brauchen. Doch wohlhabende Staaten leisten diese Hilfe bislang nicht in ausreichendem Maß und wie schon bei den Verhandlungen auf der letzten COP in Baku ließ sich deshalb erneut kein breites Bündnis bilden, um die bremsenden Staaten zu isolieren.

Mit der COP30 Action Agenda, in der viele Initiativen außerhalb des offiziellen Verhandlungsprozesses zusammengeführt worden sind, hat die Konferenzleitung versucht, trotz aller Schwierigkeiten, positive Akzente zu setzen – dies konnte allerdings die Defizite der gesamten Konferenz nicht kaschieren.

Wolfgang Obergassel, Co-Leiter des Forschungsbereichs internationale Klimapolitik am Wuppertal Institut, erläutert: „Über Jahrzehnte wurde der Klimawandel als klassisches Gefangenendilemma betrachtet: Zwar teilen alle Staaten das Interesse an der Lösung des Problems, doch gleichzeitig bestehen starke Anreize, den eigenen Beitrag zur Lösung des Problems möglichst gering zu halten. In der Geschichte der Klima-Verhandlungen rangen die Beteiligten lange um die Lastenteilung, gestützt auf abstrakte Emissionsziele, der alle Staaten zustimmen könnten.“

Inzwischen wird jedoch zunehmend deutlich, dass der Klimawandel vor allem ein komplexes Verteilungs- und Transformationsproblem ist. Konsequenter Klimaschutz würde die verbleibenden fossilen Ressourcen sowie die darauf basierenden Anlagen erheblich entwerten. Entsprechend versuchen die Staaten und Unternehmen, die Eigentümer:innen dieser fossilen Vorräte und Anlagen sind, wirksamen Klimaschutz auf allen politischen Ebenen massiv auszubremsen – nicht nur, ihre eigenen Beiträge möglichst klein zu halten.

Ein Fahrplan mit konkreten Maßnahmen ist notwendig

Um die ehrgeizigeren Staaten zu besänftigen, hat Brasilien angekündigt, im kommenden Jahr jenseits des formalen UNFCCC-Prozesses Fahrpläne zur Abkehr von fossilen Brennstoffen und zur Beendigung der Entwaldung zu entwickeln. Kolumbien hat angekündigt, gemeinsam mit den Niederlanden den Prozess zur Abkehr von fossilen Brennstoffen durch die Organisation einer internationalen Konferenz zu unterstützen.

„Es braucht jetzt mehr denn je eine Koalition der Willigen. Trotz aller Blockaden muss die Abkehr von fossilen Brennstoffen weiter im Zentrum der Diskussionen stehen. Um den Klimaschutz wirklich voranzubringen, muss ein paralleler Prozess auch zu konkreten Maßnahmen führen, was nur möglich ist, wenn Potenziale und Barrieren explizit benannt werden“, betont Obergassel.

Zudem sollten die progressiven Staaten alles daran setzen, dass die Fahrpläne, die Brasilien nun jenseits des UNFCCC-Prozesses entwickeln will, auf der nächsten UN-Konferenz in der Türkei ins Zentrum der Diskussionen gestellt werden.

„Abgesehen von den konkreten Maßnahmen und Fahrplänen können die Bemühungen an einen der wenigen konkreten Fortschritte aus Belém anknüpfen, nämlich die Vereinbarung zur Entwicklung eines Mechanismus zur Beförderung eines gerechten Strukturwandels, dem sogenannten Just Transition Mechanism“, ergänzt Dr. Chris Höhne, Senior Researcher im Forschungsbereich Internationale Klimapolitik am Wuppertal Institut.

Die Staaten einigten sich darauf, bei den nächsten Zwischenverhandlungen im Sommer 2026 in Bonn die Gespräche über die genauen Details zu starten.

Der Analysebericht zur COP30 „The Bitter (COP of) Truth – Belém 2025 climate conference not up to the challenge“ ermöglicht einen umfassenden Einblick in die Ergebnisse der COP30 und bewertet diese.

Virtueller Wuppertal Lunch zu COP30-Ergebnissen

Die Forschenden des Wuppertal Instituts stellen ihre Bewertung der COP-Ergebnisse am 4. Dezember 2025 von 12:00 bis 14:00 Uhr beim digitalen Wuppertal Lunch „Global Mutirão vs. Geopolitical Crisis?“ vor, der in Kooperation mit Table.Briefings veranstaltet wird, und diskutieren mit Expert:innen darüber. Die digitale Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldungen sind im nachfolgenden Link möglich. Die Teilnehmenden erhalten nach der Anmeldung eine Bestätigungsmail mit weiteren Informationen.

Anmeldung zum Wuppertal Lunch

Quelle: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH

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Neue Projektansätze bei Wasserwiederverwertung und Trinkwassergewinnung

01. Dezember 2025 um 07:30

Das europäische Projekt NEW WATER erhält im Rahmen des EU-Förderprogramms Interreg Nordwesteuropa rund 4 Mio. Euro Unterstützung. Ziel der Initiative ist es, innovative Verfahren zur Wasseraufbereitung unter realen Bedingungen zu testen und Wege für eine breitere Wasserwiederverwendung in Europa zu eröffnen. Insgesamt beteiligen sich 16 Partner aus Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden – darunter Wasserversorger, Forschungseinrichtungen, Industrieunternehmen und Behörden. Sie errichten an sieben Standorten Pilotanlagen, die verschiedene Technologien im Praxiseinsatz erproben.

Auch der technisch-wissenschaftliche Verband figawa zählt zu den aktiven Unterstützern des Projektes. Für Michael Reinders, Referent Wasser bei figawa, hat die Beteiligung besondere Bedeutung:

„Wir möchten dem Thema Wasserwiederverwendung auf europäischer Ebene mehr Gewicht geben, weitere Einsatzfelder praktisch erproben und den Austausch zwischen Probleminhabern und Lösungsanbietern stärken.“

Auch im Hinblick auf künftige gesetzliche Rahmenbedingungen sieht der figawa großes Potenzial. Das Projekt könne wichtige Anstöße für die Weiterentwicklung von Regeln zur Wasserwiederverwendung geben – und dabei über die landwirtschaftliche Bewässerung hinausreichen. Diese Erkenntnisse sollen in europäische Entscheidungsprozesse einfließen, in denen der figawa als Bindeglied zwischen Gesetzgebern, Behörden und Fachakteuren agiert.

NEW WATER ist das erste Interreg-Projekt, an dem der Verband auf EU-Ebene beteiligt ist. Nach Einschätzung von Reinders bildet die Wasserwiederverwendung ein ideales Feld, um die europäische Zusammenarbeit zu stärken und praxisnahe Lösungen für eine ressourcenschonende Wasserwirtschaft zu entwickeln.

 

Weitere Informationen zum figawa und seinen Projekten

 


 

(Quelle: figawa)

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15. OWL-Abwassertag: Sanierung und Optimierung von Abwassersystemen

27. November 2025 um 07:25

Die Abwasserinfrastruktur in Deutschland ist vielerorts veraltet – der Sanierungsbedarf entsprechend hoch. Gleichzeitig verändern sich die Rahmenbedingungen, etwa durch zunehmende Urbanisierung und das vermehrte Auftreten von Starkregenereignissen. Auch die Zusammensetzung des Abwassers wandelt sich: Hygienetücher mit langen Fasern führen vermehrt zu Pumpenverstopfungen, was hohe Kosten und Personalaufwand verursacht.

Rechtliche Vorgaben wie die neue Europäische Kommunalabwasserrichtlinie bringen zusätzliche Anforderungen mit sich – insbesondere im Hinblick auf Gewässerschutz und Energieeffizienz. Gleichzeitig rücken moderne Steuerungssysteme für Pumpentechnik stärker in den Fokus und bieten neue Ansätze zur Optimierung bestehender Anlagen.

Der 15. OWL-Abwassertag bei Pentair Jung Pumpen in Steinhagen bietet Raum für Diskussionen, Austausch und wertvolle Einblicke in die neuesten Lösungen und Technologien. Die Veranstaltung beinhaltet verschiedene Referate, Networking-Möglichkeiten sowie eine Fachausstellung mit namhaften Industriepartnern aus der Branche.

Fortbildungsveranstaltung

Diese Veranstaltung ist bei der Ingenieurkammer Bau NRW als Fortbildung beantragt.

Zur Anmeldung

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COP30: Gemischte Ergebnisse für den Klimaschutz

26. November 2025 um 11:18

Die 30. Konferenz der Vertragsparteien des COP30 fand vom 10.–22. November 2025 in Belém, Brasilien statt. Sie ging mit einem Minimalkompromiss zu Ende: Es gibt einige Fortschritte bei Klimafinanzierung und Waldschutz, aber keinen verbindlichen Fahrplan für den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.

Abschlusserklärung

Die Abschlusserklärung bekräftigt zwar die Notwendigkeit, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, legt aber keinen klaren, verbindlichen Exitplan für fossile Energieträger fest. Stattdessen bleiben Formulierungen allgemein und verweisen auf bereits frühere Beschlüsse zur „Abkehr von fossilen Energien“, ohne neue, schärfere Verpflichtungen aufzunehmen.

Klimafinanzierung und Anpassung

Die Industriestaaten haben zugesagt, ihre Unterstützung für Entwicklungsländer bei Klimaschutz und Anpassung deutlich zu erhöhen; die Anpassungsfinanzierung soll bis 2035 mindestens verdreifacht werden, bleibt aber in der konkreten Höhe vage. Zusätzlich wurden Signale für mehr Mittel für Waldschutz und naturbasierte Lösungen gesetzt, unter anderem für tropische Regenwälder, was insbesondere für das Amazonas-Gebiet politisch wichtig ist.

Wälder und Tropenwaldfonds

In Belém wurde ein neuer Tropenwaldfonds bzw. ein verstärkter Finanzmechanismus für den Schutz tropischer Wälder angekündigt, der Länder mit großen Waldflächen bei Erhalt und nachhaltiger Nutzung unterstützen soll. Fachleute betonen, dass die bisherigen Fortschritte bei der Verringerung der Entwaldung zwar ermutigend sind, die globalen Landnutzungs-Emissionen aber weiterhin weit von Netto-Null entfernt bleiben.

Ausblick

Viele Staaten und Beobachter werten das Ergebnis als „Zwischenschritt“: Rückschritte wurden verhindert, doch die dringend nötige Beschleunigung beim Ausstieg aus fossilen Energien und bei verbindlicher Klimafinanzierung steht weiterhin aus.​

Für die kommenden Konferenzen wächst damit der Druck, konkrete Zeitpläne für Emissionsminderungen, den Fossilausstieg und verlässliche Finanzierungszusagen nachzuliefern.

Analyse der Tagesschau

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Stadtentwässerung Stuttgart startet Kooperation zur Phosphor-Rückgewinnung

26. November 2025 um 07:30

Mit der Vertragsunterzeichnung am 5. November beginnt eine gemeinsame Initiative von SES, dem Tiefbauamt Karlsruhe und der PGS GmbH. Ziel ist es, jährlich rund 1.500 Tonnen Klärschlammasche – 1.050 Tonnen aus Stuttgart und 450 Tonnen aus Karlsruhe – nach Schkopau zu liefern. Dort wird die Ash2Phos Anlage ab 2027 unter Praxisbedingungen betrieben, um Phosphor in den Stoffkreislauf zurückzuführen.

PGS Geschäftsführer Martin Braunersreuther hebt die freiwillige Teilnahme der Städte hervor, die frühzeitig auf hochwertige Rückgewinnung setzen. Auch Vertreter der SES und der Stadt Karlsruhe betonen die Bedeutung der Kooperation für Kreislaufwirtschaft und technologische Weiterentwicklung.

Phosphor-Rückgewinnung ab 2029 Pflicht

Phosphor ist ein lebenswichtiger, nicht erneuerbarer Rohstoff, der sich im Klärschlamm anreichert. Nach der Verbrennung verbleibt er in der Asche. Mit speziellen Verfahren kann er wiedergewonnen und erneut genutzt werden. Die Ash2Phos Anlage in Schkopau soll als weltweit erste Anlage ihrer Art jährlich bis zu 30.000 Tonnen Klärschlammasche verarbeiten. Entwickelt hat sie EasyMining, ein Unternehmen, das sich eigenen Angaben zufolge „der Schließung von Nährstoffkreisläufen verschrieben hat“. Für den Betrieb ist die PGS GmbH verantwortlich.

Ab 2029 schreibt die Bundesregierung die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche verbindlich vor. Da Phosphor auf der EU-Liste kritischer Rohstoffe steht und Deutschland von Importen abhängig ist, gilt die Kooperation als wichtiger Beitrag zu mehr Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit.

Die SES betreibt die Abwasserentsorgung im gesamten Stuttgarter Einzugsgebiet, einschließlich umliegender Städte, und unterhält vier Klärwerke sowie eine zentrale Klärschlammverbrennungsanlage in Mühlhausen.

 


 

(Quelle: Landeshauptstadt Stuttgart)

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Frostschutz für Wasserleitungen und Wasserzähler bei Minusgraden

24. November 2025 um 10:18

„Wasserschäden durch geplatzte Leitungen sind durch ein wenig Vorsorge vermeidbar“, sagt OOWV-Sachgebietsleiter Matthias Geib. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Leitungen zu entleeren und sprichwörtlich warm einzupacken.“

Das bedeute, dass „Leitungen, die nicht entleert werden können“ zureichend gedämmt werden müssten. Hierzu eigneten sich Dämmmaterialien wie Mineral- oder Steinwolle besonders gut. Diese werden um die Leitung oder den Wasserhahn gewickelt.

Auch Gartenschläuche sollten laut OOWV bei der Entleerung nicht vergessen werden: Diese überwinterten oftmals im Garten und seien möglicherweise noch mit Wasser gefüllt. Gefüllte Regentonne könnten sich bei gefrierendem Wasser um bis zu 10 % ausdehnen, so der OOWV weiter. Dies könne zu Undichtigkeit oder zum Platzen führen. Auch der Entnahmehahn der Tonne sollte entleert werden.

Wichtig sei jedoch, dass Absperrhähne und Wasserzähler „trotz der Maßnahmen zum Frostschutz leicht zugänglich bleiben“. Sollte eine Leitung einfrieren, soll aut Matthias Geib auf den Gebrauch von „Infrarotstrahlern, Kerzen, Schweiß- oder Lötbrennern“ unbedingt verzichtet werden.

„Besser ist es, die Leitungen mit warmem Wasser oder warmen Tüchern aufzutauen. Wer offenes Feuer nutzt, riskiert nicht nur, dass die Leitung platzt, sondern auch einen Brandschaden“, so Geib weiter.

 


 

(Quelle: OOWV)

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Amphibienschutz: Stuttgart saniert Seemühlensee an der Körsch

20. November 2025 um 15:01

Nach Angaben der Stadt Stuttgart beginnt die Sanierung des Seemühlensees in Stuttgart-Plieningen voraussichtlich in der zweiten Novemberhälfte. Ziel der Arbeiten ist es, den ursprünglichen Zustand des Gewässers wiederherzustellen. Dazu soll die über die Jahre entstandene Schlammschicht entfernt, die Wasserqualität verbessert und der natürliche Wasserhaushalt stabilisiert werden. Neben der Entschlammung sind bauliche Eingriffe an Zu- und Ableitungen vorgesehen. Auch stark überhängende Gehölze sollen zurückgeschnitten werden, um eine erneute Verschlechterung der Wasserqualität durch Laubeintrag zu vermeiden.

Mit diesen Maßnahmen soll der Lebensraum für gefährdete Amphibienarten wie Grasfrosch und Erdkröte gesichert und aufgewertet werden. Beide Arten, einst häufig in der Region vertreten, sollen inzwischen deutliche Bestandsrückgänge verzeichnen. Das Projekt wird vom Tiefbauamt und dem Amt für Umweltschutz in Abstimmung mit der höheren Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Stuttgart umgesetzt, wie die Stadt informiert. Für die Arbeiten im Naturschutzgebiet Häslachwald liege die entsprechende Genehmigung vor.

Ökologische Bedingungen: wiederholt Anlass zur Sorge

Der Seemühlensee, ursprünglich ein Mühlkanal, galt lange als bedeutendes Amphibiengewässer mit stabilen Populationen. Nach Stilllegung der Seemühle im Jahr 1962 und einer Renaturierung in den 1990er-Jahren verschlechterten sich die ökologischen Bedingungen durch Hochwasser und zunehmende Verlandung erneut. Dadurch trocknete das Gewässer in Teilen aus. Bereits im Bezirksbeirat Plieningen war der Erhalt des Sees in der Vergangenheit Thema politischer Initiativen.

Die jetzige Sanierung ist Teil des vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten „Feuerwehrprogramms Amphibienschutz“. Dieses landesweite Programm, das 2022 gestartet wurde, sieht die Sanierung von rund 220 Gewässern vor, um bedrohten Amphibienarten neue Lebensräume zu bieten.

Langfristig sollen neben der Sanierung auch regelmäßige Pflege- und Überwachungsmaßnahmen etabliert werden. Darüber hinaus plant die Stadt Stuttgart, durch Informationsarbeit und Umweltbildung das Bewusstsein in der Bevölkerung für den Schutz dieser empfindlichen Tierarten weiter zu stärken.

 


 

(Quelle: Landeshauptstadt Stuttgart)

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Effizientes Düngen mithilfe von Künstlicher Intelligenz

20. November 2025 um 13:31

Auf landwirtschaftlichen Feldern in Niedersachsen werden überwiegend Getreidesorten, Kartoffeln und Mais angebaut. Um diese Nutzpflanzen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen und ihnen wichtige Nährstoffe zuzuführen, verwenden Landwirtinnen und Landwirte häufig Pflanzenschutz- und Düngemittel. Diese Mittel können mit landwirtschaftlichen Maschinen ausgebracht werden, die über Feldspritzen oder Mineraldüngestreuer verfügen.

Bei der Ausbringung der Pflanzenschutz- und Düngemittel müssen gesetzlich vorgeschriebene Abstände zu Gewässern eingehalten werden. Dazu gehören Seen, Gräben, Bäche und lokale Wasseransammlungen wie Pfützen, die wetter- und vegetationsabhängig sind. Derzeit wird der Abstand zwischen dem Gewässer und der Landmaschine auf Basis lokaler Karten oder manueller Stichproben festgelegt. Diese Verfahren sind angesichts der klimatischen Veränderungen nicht dynamisch genug, um den tatsächlichen Verhältnissen auf den Feldern gerecht zu werden.

Daher entwickeln die Forschenden des Transferprojektes „Adaptive agronomisch Spritztechnologie für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ (AdAgriSpray) ein digitales System, das die Ausbringung von Pflanzenschutz- und Düngemittel effizienter und umweltfreundlicher gestaltet.

Projektziel und Vorgehensweise

Forschungsziel ist es, Gewässer und temporäre Wasseransammlungen in der Nähe der Landmaschinen mithilfe Künstlicher Intelligenz zu erkennen und die Pflanzenschutz- und Düngemittel gezielter einzusetzen als bisher. Dafür sollen die Landmaschinen mit geeigneter Sensorik ausgestattet werden, die Daten zu ihrem Umfeld sammeln. Diese Daten sollen über einen Edge-Computer verarbeitet und mithilfe einer KI ausgewertet werden. Dadurch könnten die Verordnungen zum Gewässerschutz präziser eingehalten werden, da die Ausbringung der Pflanzenschutz- und Düngemittel situativ angepasst und nicht auf Basis statischer Karten ermittelt werden würde.

Entwickelt werden soll ein Prototyp für eine Smart-Sensor-Applikation, der auf einem landwirtschaftlichen Hof getestet werden soll. Für diesen Prototyp werden die Forscher prüfen, welche Sensortechnik geeignet ist, um eine ausreichend hohe Genauigkeit für das Training der KI-Modelle zu erreichen. Zudem werden sie Edge-Computing-Hardware aussuchen, die eine angemessene Verarbeitungszeit der Daten ermöglicht. Die KI-Modelle sollen möglichst wirtschaftlich und damit rentabel für die Landwirte sein. Das bedeutet, dass sie niedrige Anforderungen an die Hardware stellen und mit geringem Energieaufwand direkt auf den Landmaschinen eingesetzt werden können.

„Um leistungsstarke und moderne KI-Modelle zu entwickeln, ist eine große Menge an Daten erforderlich, die exakt beschriftet sind und optimal zum Anwendungszweck passen. In der Landwirtschaft ist die Datenerhebung zeitlich begrenzt, da die Arbeitsprozesse saisonal bedingt sind. Außerdem ist es schwierig, Bilddaten aus der komplexen Umgebung eines landwirtschaftlichen Feldes richtig zu beschriften. Daher werden wir im Projekt zunächst mit Simulationen und synthetischen – also künstlich erzeugten – Daten arbeiten, die den realen Daten ähneln. Zudem werden wir die Datenbeschriftung teilautomatisiert durchführen, um die Entwicklung der KI zu beschleunigen“, erklärt Prof. Dr. Martin Atzmüller, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI).

 


Quelle: ZDIN

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