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Wie ökologische Wechselwirkungen in Kläranlagen die Antibiotikaresistenzen beeinflussen

12. Dezember 2025 um 08:08

Antibiotika gehören zu den wichtigsten medizinischen Werkzeugen, doch ihre Wirksamkeit wird zunehmend durch die globale Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen bedroht. Kläranlagen gelten dabei als zentrale Knotenpunkte, an denen sich resistente Bakterien und ihre Gene ansammeln und weiterverbreiten können. Ein besseres Verständnis ihrer ökologischen Steuerungsmechanismen ist daher entscheidend – sowohl für den Gesundheits- als auch den Umweltschutz.

Auswirkungen auf die Antibiotikaresistenz

Ein Forschungsteam der Universität Koblenz zeigt nun, dass biologische Wechselwirkungen in Kläranlagen stärker auf die Vielfalt von Antibiotikaresistenzgenen wirken als bisher angenommen. Die in der Fachzeitschrift Microbiome veröffentlichte Studie demonstriert, dass Viren und protistische Räuber – nicht näher miteinander verwandte mikroskopisch kleine Lebewesen und lange unterschätzte Akteure im mikrobiellen Gefüge – maßgeblich die Struktur der bakteriellen Gemeinschaften prägen. Die Diversität dieser trophischen Gruppen wirkt sich wiederum direkt auf die Vielfalt der Resistenzgene aus.

„Unsere Ergebnisse belegen, dass man das gesamte ökologische Netzwerk betrachten muss, um Resistenzentwicklungen zu verstehen“, erklärt Prof. Dr. Kenneth Dumack von der Abteilung Biologie der Universität Koblenz. „Viren und Protisten formen die bakterielle Gemeinschaft, und genau diese Struktur entscheidet darüber, welche Resistenzgene sich durchsetzen. Das eröffnet neue Perspektiven für nachhaltige Wassertechnologien.“

Die Studie zeigt, dass sowohl virale Infektionsprozesse als auch protistische Prädation zu höherer bakterieller Diversität beitragen können. Gleichzeitig reagieren die beteiligten Mikroorganismen sensibel auf Umweltfaktoren wie Temperatur und pH-Wert, was die saisonale Dynamik zusätzlich verstärkt.

Ausbildung für eine nachhaltige Wasserwirtschaft

Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig ein tiefes Verständnis mikrobieller Ökosysteme für die Entwicklung zukunftsfähiger Wassertechnologien ist. Hier setzen die innovativen Studiengänge Bachelor of Science (B. Sc.) und Master of Science (M. Sc.) Gewässerkunde und Wasserwirtschaft der Universität Koblenz an.

Sie verbinden Ökologie, Mikrobiologie, Chemie und Ingenieurwissenschaften und bereiten Studierende darauf vor, sowohl natürliche Gewässersysteme als auch technische Infrastrukturen wie Kläranlagen nachhaltig zu gestalten.

„Wir wollen Studierende befähigen, die Wasserwelt der Zukunft ganzheitlich zu verstehen und verantwortungsvoll weiterzuentwickeln“, betont Dumack.

Dumacks Professur für Aquatische Ökosystemanalyse wird von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), verankert im Haushalt des Bundesministeriums für Verkehr (BMV), finanziert. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Universität Koblenz.


Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Kenneth Dumack
Universität Koblenz
kenneth.dumack@uni-koblenz.de

Originalpublikation:
Weiss A., Elena A.X., Klümper U., Dumack K. (2025). Viral and eukaryotic drivers of prokaryotic and antibiotic resistance gene diversity in wastewater microbiomes. Microbiome. DOI: 10.1186/s40168-025-02307-3

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Meerwasserentsalzung mit thermisch-spaltbaren Polymergelen

12. Dezember 2025 um 08:06

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) erhält im kommenden Jahr erstmalig eine Finanzierung eines Entwicklungsprojekts durch die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND). Im Fokus steht ein Verfahren zur Entsalzung von Meerwasser, das thermisch-schaltbare Polymergele nutzt. Als Antrieb dient dabei der natürliche Tag-Nacht-Wechsel der Erde und die damit verbundene Temperaturschwankung. Während die Polymergele in der kühlen Nacht Wasser aufnehmen und Salz abstoßen, setzen sie das entsalzte Wasser am warmen Tag wieder frei.

Das Verfahren eignet sich für kompakte, kostengünstige und nachhaltige Anlagen etwa für Einzelhaushalte, kleinere Siedlungen, Gebäudekomplexe oder landwirtschaftliche Anlagen in Trockenregionen mit Zugang zum Meer.

Auf unkomplizierte Weise Süßwasser bereitstellen

„Wir hoffen, dass wir damit Entsalzungsanlagen schaffen, die unkompliziert Süßwasser bereitstellen können – entweder zum Trinken oder auch zur Bewässerung von Pflanzen“, so Projektleiter Prof. Dr. Sebastian Seiffert vom Department Chemie der JGU.

Zuletzt wurde das Vorgängerprojekt HydroDeSal über drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. In diesem Jahr konnten sich Seiffert und sein Team bei SPRIND in einem kompetitiven Auswahlverfahren durchsetzen und haben nun einen Validierungsauftrag von SPRIND – verbunden mit einer Finanzierung in Höhe von 235.000 Euro – erhalten, um das Potenzial der neuen Technologie zu bewerten. Fallen die Ergebnisse positiv aus, kann es eine weitere Finanzierung in Form eines Gründungszuschusses, eines Forschungsauftrags oder einer Eigenkapitalbeteiligung geben.

Hintergrund: SPRIND

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND wurde 2019 mit Geschäftssitz in Leipzig gegründet und schließt eine Lücke in der deutschen Innovationslandschaft: Sie findet neue, bahnbrechende Technologien für die großen Herausforderungen unserer Zeit und stellt sicher, dass die Wertschöpfung der daraus entstehenden Unternehmen und Industrien in Deutschland und Europa bleibt. SPRIND wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) finanziert.

„Mit dem innovativen Entsalzungsansatz des Forschungsteams um Sebastian Seiffert wird eine Herausforderung adressiert, die vor dem Hintergrund der Klimaveränderung für von Dürren besonders betroffenen Regionen hoch relevant ist“, betont Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, JGU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftliche Karrierewege, das globale Potenzial des Forschungsprojekts. „Ich freue mich sehr, dass die Weiterentwicklung dieser Technologie als eines von wenigen Projekten an Universitäten durch SPRIND gefördert wird.“


Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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Gestern — 11. Dezember 2025Haupt-Feeds

Hirnentwicklung: Schaden Energydrinks dem jugendlichen Gehirn?

11. Dezember 2025 um 14:00
Koffein, Taurin, Zucker und ein Gehirn in der Umbauphase – ein riskanter Mix, sagen Fachleute. Aktuelle Studien beleuchten die Licht- und Schattenseiten des Trendprodukts.

© monkeybusinessimages / Getty Images / iStock

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Neue Sensorik für die Transformation der Lausitz

10. Dezember 2025 um 07:15

Das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS hat gemeinsam mit zahlreichen regionalen Partnern das Projekt AIS-Edge Node (Adaptive integrierte Inline-Sensorik für die Infrastruktur in der Umwelt- und Wasserstoffwirtschaft) gestartet. Ziel des Vorhabens ist es, durch den Einsatz innovativer Sensortechnologien und KI-basierter Auswertungsmethoden einen wichtigen Beitrag zum Strukturwandel in der Lausitz zu leisten. Im Mittelpunkt stehen dabei eine engmaschige Überwachung von Böden und Gewässern sowie ein zuverlässiges Sicherheitsmonitoring für die wachsende Wasserstoffwirtschaft.

Folgen der Braunkohleförderung

In der Lausitz gibt es mehrere wichtige Gründe, die Boden- und Wasserqualität zu überwachen. Die Hauptursache dafür ist die langjährige Braunkohleförderung in der Region, welche zur Versauerung des Wassers und Belastung durch Schadstoffe geführt hat. Bislang werden Umweltparameter wie pH-Wert oder Schadstoffkonzentrationen oft nur punktuell und in großen zeitlichen Abständen erfasst.

„Wir entwickeln ein System, das kontinuierlich misst, Daten in Echtzeit sammelt sowie mit Hilfe von KI analysiert und bewertet“, erklärt Dr. Sebastian Meyer, Bereichsleiter Cognitive Systems am Fraunhofer IPMS.

Eingesetzt werden festkörperbasierte Sensoren, die unabhängig von Trübungen in Böden und Gewässern zuverlässige Ergebnisse liefern. Die Sensorik wird durch KI-gestützte Auswertungen ergänzt, die Auffälligkeiten, wie das Einleiten toxischer Substanzen, frühzeitig erkennen, mit historischen und meteorologischen Daten verknüpfen und auf dieser Basis Prognosen und Handlungsempfehlungen ableiten. So soll die Qualität des Grundwassers langfristig gesichert und eine schnelle Reaktion auf Umweltbelastungen ermöglicht werden.

Sicherheitsmonitoring für die Wasserstoffwirtschaft

Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines neuartigen Sicherheitsmonitorings für die Wasserstoffwirtschaft. Da Wasserstoff als Energieträger zunehmend an Bedeutung gewinnt, müssen Risiken wie Leckagen zuverlässig erkannt werden. Die im Projekt entwickelten Ultraschallsensoren ermöglichen eine schnelle, kontinuierliche und präzise Detektion in einem umfassenden Konzentrationsbereich von 1% bis 100%.

Dr. Sebastian Meyer beschreibt die Vorteile der Sensoren wie folgt: „Sie zeichnen sich durch eine hohe Temperaturstabilität sowie einen geringen Wartungsaufwand aus, da sie ohne regelmäßige Kalibration zuverlässig arbeiten. Zudem erreichen sie eine Messgenauigkeit von unter zwei Prozent. Neben der sicheren Überwachung von Explosionsgrenzen wird die räumliche Wasserstoffverteilung im Erfassungsbereich des Sensors detektiert. Somit kann auf die räumliche Herkunft eines Wasserstofflecks geschlossen werden. Die eingesetzte KI-gestützte Auswertung erhöht die Messgenauigkeit, die Robustheit und die Langzeitstabilität. Durch den hohen Integrationsgrad und CMOS-kompatible Fertigungsverfahren sind elektronische Komponenten zudem direkt mit dem Sensor integrierbar.“

Kooperation und lokale Unterstützung

Im Projekt AIS-EN wird das Fraunhofer IPMS durch die regionalen Partner LKT Lausitzer Klärtechnik GmbH, UP Umweltanalytische Produkte GmbH, PRIGNITZ Mikrosystemtechnik GmbH, Actemium BEA GmbH, GST Gesellschaft für System- und Tankanlagentechnik mbH unterstützt. Darüber hinaus haben mehr als zehn weitere Unternehmen und Verbände ihre Unterstützung in Form von Letters of Intent (LOIs) bekräftigt. Diese Kooperationen sind entscheidend, um den Technologietransfer in die Region zu gewährleisten und die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Lausitz nachhaltig zu stärken.

Das Projekt erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf Jahren und wird mit ca. 7 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Dr. Sebastian Meyer fasst zusammen: „Mit dem AIS-EN-Projekt setzen wir einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft für die Lausitz. Unsere innovativen Lösungen tragen dazu bei, Umweltschutz und Wasserstoffwirtschaft miteinander zu verbinden und die Region auf dem Weg zur grünen Transformation zu unterstützen.“


Quelle: Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS

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Mikroplastikfilter nach dem Vorbild von Fischmäulern

09. Dezember 2025 um 07:20

Eine Waschmaschine in einem Vier-Personen-Haushalt produziert pro Jahr bis zu 500 Gramm Mikroplastik, das durch den Abrieb von Textilien entsteht. Die Haushaltsgeräte zählen damit zu einer der wichtigsten Quellen für die winzigen Partikel. Momentan gelangt Mikroplastik direkt über das Abwasser in den Klärschlamm der Kläranlagen. Da dieser oft als Dünger genutzt wird, landen die Fasern so schließlich auf den Feldern.

Seit etwa zehn Jahren suchen viele Hersteller daher nach Möglichkeiten, Mikroplastik aus dem Waschwasser zu entfernen, damit es nicht in die Umgebung gelangt. „Die bislang erhältlichen Filtersysteme haben aber verschiedene Nachteile“, erklärt Dr. Leandra Hamann vom Institut für organismische Biologie der Universität Bonn. „Einige von ihnen setzten sich schnell zu, andere haben keine ausreichende Filterwirkung.“

Fischen ins Maul geschaut

Die Wissenschaftlerin hat daher zusammen mit ihrem Doktorvater Dr. Alexander Blanke, sowie Kolleginnen und Kollegen, nach möglichen Lösungen im Tierreich gesucht. Dabei haben sich die Forschenden an Tieren orientiert, die als wahre Meister der Filtertechnologie gelten dürfen – und das bereits seit Hunderten von Millionen Jahren.

Das Filterelement im Zentrum imitiert das Kiemenreusensystem der Fische. Das Filtergehäuse ermöglicht eine periodische Reinigung und den Einbau in Waschmaschinen. (Abbildung: Christian Reuß/Leandra Hamann)

Das Filterelement im Zentrum imitiert das Kiemenreusensystem der Fische. Das Filtergehäuse ermöglicht eine periodische Reinigung und den Einbau in Waschmaschinen. (Abbildung: Christian Reuß/Leandra Hamann)

Die Rede ist von Fischen, die sich mittels Filtration ernähren; dazu zählen beispielsweise Makrelen, Sardinen oder Sardellen: Sie schwimmen mit geöffnetem Maul durch das Wasser und fischen dabei mit ihrem Kiemenreusensystem das Plankton heraus.

„Wir haben uns den Bau dieses Systems genauer angesehen und nach diesem Vorbild einen Filter entwickelt, der sich in Waschmaschinen einsetzen lässt“, sagt Blanke, der Mitglied in den Transdisziplinären Forschungsbereichen „Life & Health“ sowie „Sustainable Futures“ an der Universität Bonn ist.

Im Laufe der Evolution haben die genannten Fischarten eine Technik hervorgebracht, die der Querstrom-Filtration ähnelt: Ihr Kiemenreusensystem hat die Form eines Trichters, der am Maul der Fische am breitesten ist und sich zu ihrem Schlund hin verjüngt. Die Wände des Trichters werden von den Kiemenbögen geformt. Diese sind ihrerseits mit kammartigen Strukturen besetzt, den Rechen, auf denen wiederum kleine Zähnchen sitzen. So entsteht eine Art Maschengewebe, das von den Kiemenbögen aufgespannt wird.

Selbstreinigung: Plankton rollt in Richtung Schlund

„Bei der Nahrungsaufnahme strömt das Wasser durch die durchlässige Trichter-Wand, wird gefiltert, und das partikelfreie Wasser wird durch die Kiemen wieder in die Umgebung abgegeben“, erläutert Blanke. „Das Plankton ist dazu allerdings zu groß; es wird durch die natürliche Siebstruktur zurückgehalten. Dank der Trichterform rollt es dann Richtung Schlund und sammelt sich dort, bis der Fisch schluckt und dadurch das System entleert und reinigt.“

Dieses Prinzip verhindert, dass der Filter verstopft – die Fasern treffen nicht senkrecht auf den Filter, sondern rollen an ihm entlang Richtung Schlund. Zugleich ist der Prozess sehr effektiv: Er entfernt fast das komplette Plankton aus dem Wasser. Beides sind Punkte, die ein Mikroplastik-Filter ebenfalls erfüllen muss. Die Forschenden haben das Kiemenreusensystem daher nachgebaut. Dabei haben sie sowohl die Maschengröße der Siebstruktur als auch den Öffnungswinkel des Trichters variiert.

Der Filter erzielt eine hohe Effizienz

„Wir haben so eine Kombination von Parametern gefunden, bei der unser Filter mehr als 99 Prozent des Mikroplastiks aus dem Wasser abscheidet und dennoch nicht verstopft“, sagt Hamann.

Zu diesem Zweck setzte das Team nicht nur auf Experimente, sondern auch auf Computersimulationen. Der Filter nach Vorbild der Natur enthält keine aufwändige Mechanik und sollte sich daher sehr kostengünstig herstellen lassen.

Das Mikroplastik, das er aus dem Waschwasser fischt, sammelt sich im Filterausgang und wird von dort einige Male pro Minute abgesaugt. Man könne es danach zum Beispiel in der Maschine pressen, um so das enthaltene Wasser zu entfernen, meint die Wissenschaftlerin, die inzwischen an die University of Alberta im kanadischen Edmonton gewechselt ist. Alle paar Dutzend Wäschen könne man das so entstandene Plastik-Pellet dann entnehmen und im Restmüll entsorgen.

Die Universität Bonn und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT hat die Technologie in Deutschland bereits zum Patent angemeldet; die EU-weite Patentierung wird angestrebt. Die Forschenden hoffen nun, dass Hersteller den Filter weiterentwickeln und in künftigen Waschmaschinen-Generationen verbauen werden. So ließe sich die Verbreitung von Mikroplastik aus Textilien zumindest ein Stück weit eindämmen. Und das tut auch Not: Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Partikel möglicherweise gravierende gesundheitliche Schäden hervorrufen können. Sie wurden bereits in der Muttermilch und der Plazenta nachgewiesen – und sogar im Gehirn.

Beteiligte Institutionen und Förderung:

An der Studie war neben der Universität Bonn das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT beteiligt. Die Arbeiten wurden aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) und des European Research Council (ERC) gefördert. Den Schutz und die Vermarktung der Erfindung unterstützt das Transfer Center enaCom der Universität Bonn in enger Zusammenarbeit mit der PROvendis GmbH, Dienstleister des NRW-Hochschulverbunds für Wissens- und Technologietransfer „innovation2business.nrw“.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Leandra Hamann
hamannleandra@gmail.com

Dr. Alexander Blanke
Institut für organismische Biologie der Universität Bonn
blanke@uni-bonn.de

Originalpublikation:
Leandra Hamann et. al. (2025): A self-cleaning, bio-inspired high retention filter for a major entry path of microplastics; npj emerging contaminants; DOI: https://doi.org/10.1038/s44454-025-00020-2

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Städtische Gewässer in Indien unverzichtbar für Ernährung, Einkommen und Gemeinschaft

08. Dezember 2025 um 07:36

In Bengaluru, Mumbai, Kochi und Kolkata befragten die Forschenden insgesamt 1.200 Menschen, die sie bei der Nahrungssuche an Flüssen, Kanälen, Seen oder Teichen angetroffen haben. Die Menschen sammelten unter anderem Fische, Krabben, Muscheln sowie Pflanzen, Beeren und Pilze. Anhand der Antworten untersuchten die Forschenden die Häufigkeit, die Praktiken und den Zweck der Tätigkeit.

Den Ergebnissen nach sammeln Frauen, ältere Menschen und Personen aus marginalisierten Gruppen am häufigsten Nahrung an städtischen Gewässern. Sie schätzen vor allem die Vorteile für ihre Ernährung und ihr Einkommen, sowie das Ausleben kultureller Bräuche und den Anschluss an die Gemeinschaft.

Menschen, die zu Hause oder im öffentlichen Raum Zugang zu Gärten haben, werden laut Studie gelegentlich zum Sammeln angeregt. Für sie sind der Bezug zu Kultur und Natur ausschlaggebend. Viele der Befragten gaben an, einer bezahlten Arbeit nachzugehen und darüber hinaus die Ernte zu nutzen, um ihre Familie zu ernähren. Überschüssige Nahrung teilen oder verkaufen sie.

Gewässer sichern das Überleben, fördern Wohlbefinden und Gemeinschaft

„Unsere Ergebnisse stellen herkömmliche Ansichten zur Nahrungssuche in Städten infrage“, erklärt Dr. Sukanya Basu.

Sie war während der Untersuchung an der Universität Göttingen beschäftigt. Inzwischen arbeitet sie an der indischen Azim Premji University.

„Urbane Gewässer haben nicht nur ökologischen Wert. Sie sichern Ernährung, Lebensunterhalt, Wohlbefinden und Gemeinschaftsleben. Insbesondere für vulnerable Gruppen sind sie lebenswichtig“, so Basu. Sie betont: „Trotz zunehmender Verschmutzung und Degradation kommen Gewässer in indischen Städten ihrer Rolle weiter nach. Die Stadtplanung muss über die Wiederherstellung der Wasserqualität hinausgehen. Sie muss auch berücksichtigen, wie blaue Infrastruktur nachhaltige Ernährung und soziale Inklusion unterstützen kann.“

Gewässer sind ein wertvolles Gut in Städten

Die Studie ergänzt erstmals den Aspekt Ernährungssicherheit zur wachsenden Zahl wissenschaftlicher Belege, die den Wert städtischer Gewässer bisher mit Biodiversität, Attraktivität, Sicherheit und Infrastruktur in Zusammenhang bringen – allesamt bedeutsam für die Gesundheit der Menschen. Mit mehr Einsatz für blaue Infrastrukturen würde die Stadtplanung nachhaltige Landschaften fördern und Traditionen sowie die gesellschaftliche Teilhabe marginalisierter Gruppen unterstützen, so das Fazit der Forschenden.

„Seit den 1950er Jahren haben die rasante Stadtentwicklung, Umweltverschmutzung und Industrialisierung zu einer Verschlechterung vieler Flüsse, Seen und Kanäle in Städten geführt“, sagt Tobias Plieninger, Professor für Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen an den Universitäten Göttingen und Kassel. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gewässer als wertvolles Gut in Städten anerkannt werden müssen.“

Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Sukanya Basu
Azim Premji University
School of Climate Change and Sustainability
sukanya.basu@apu.edu.in

Prof. Dr. Tobias Plieninger
Georg-August Universität Göttingen & Universität Kassel
Fachgebiet Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen
plieninger@uni-goettingen.de

Originalpublikation:
Basu, S. et al. Widespread practices and sustainability benefits of foraging in urban blue spaces of India. Nature Cities (2025). DOI: 10.1038/s44284-025-00337-4

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Bilder der Woche: Ein kosmisches Insekt

04. Dezember 2025 um 10:00
Das Gemini-South-Teleskop offenbart NGC 6302 in beeindruckender Detailtiefe. Im Zentrum sitzt ein Weißer Zwerg, der die ausgestoßenen Gase zum Leuchten bringt.

© International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA; Image Processing: J. Miller & M. Rodriguez (International Gemini Observatory/NSF NOIRLab), T.A. Rector (University of Alaska Anchorage/NSF NOIRLab), M. Zamani (NSF NOIRLab) / Gemini South Images the Butterfly Nebula / CC BY 4.0

Wärme aus Oberflächengewässern nutzen

04. Dezember 2025 um 08:19

Im Projekt AQVA-HEAT III verantwortet das Fraunhofer IEG die Integration und Optimierung der Wärmepumpe im Gesamtsystem. Das Projektteam hat nun einen ersten Meilenstein erreicht: Die Werksabnahme der Wärmepumpe ist Anfang November in Aarhus, Dänemark erfolgt.

Die Einbindung der Wärmepumpe in die Gesamtanlage will das Projektteam im ersten Halbjahr 2026 durchführen. Anschließend soll das Gesamtsystem ein Jahr lang in der saisonalen Erprobung laufen. Dem Fraunhofer IEG obliegt dabei das Monitoring und die Optimierung der Wärmepumpe sowie die Analyse der Gesamtsystemeffizienz.

Ganzjährige Wärmeversorgung aus Oberflächengewässern

AQVA-HEAT III zielt darauf ab, am Beispiel einer regionalen Versorgungsinfrastruktur der Oberlausitz eine ganzjährige Wärmeversorgung aus Oberflächengewässern zu realisieren. Dazu hat das Projektteam ein integriertes System entwickelt, das Gewässer als Wärmequelle nutzt. Durch die Direktverdampfung in einem Vakuum-Flüssigeis-Erzeuger (VFE) des je nach Jahreszeit bis zu 0° Celsius kalten Wassers, kann die Anlage ganzjährig betrieben werden.

Weitere Vorteile sind das natürliche, ungiftige, nicht brennbare und preiswerte Kältemittel Wasser, welches durch seine hohe Energiedichte auch kleinere Gewässer erschließen kann als Wärmepumpenanlagen, die derzeit am Markt sind. Die resultierende Temperatur nach dem VFE liegt konstant bei mindestens 12° Celsius. Eine klassische zweistufige Wärmepumpe hebt das Temperaturniveau im Anschluss auf bis zu 90° Celsius, um die Wärme ins Fernwärmenetz der Stadtwerke Zittau einzuspeisen. Diese Form der Wärmequellenerschließung bietet Potenziale für Planbarkeit, Versorgungssicherheit und Netzintegration und lässt sich von rund 100 kW (thermisch) bis in Megawattbereiche skalieren, wobei die genutzte Flusswassermenge und die eingesetzte Strommenge vergleichsweise gering bleiben.

Wärmepumpe mit besonderen Herausforderungen

Die Wärmepumpe hat das Projektteam speziell für AQVA-HEAT II und III konzipiert. Zentrale Merkmale sind eine zweistufige Auslegung mit einem hohen Temperaturhub von 12 °C auf 90 °C sowie der Einsatz eines natürlichen Kältemittels (hier Ammoniak). Auch umfassende Brandschutz- und Sicherheitsanforderungen musste das Projekt-Team berücksichtigen, da die Wärmepumpe in einer Halle der Stadtwerke Zittau aufgestellt wird.

Kooperation von Wissenschaft, Kommunen, Versorgern und Industrie

Im Rahmen der Demonstration untersucht das Gesamtprojektteam auch die gewässerökologischen Folgen der Nutzung von Oberflächengewässern. Dazu überprüfen die Forschenden verschiedene Varianten der Wasserentnahme und -rückführung simulativ und experimentell. Übergeordnet zielt AQVA-HEAT III darauf, ein robustes Forschungs- und Entwicklungskonzept für das Thema „Wasser als Kältemittel“ zu etablieren, welches die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Kommunen, Versorgern und Industrie stärkt und regionale Kompetenzen in der Oberlausitz nachhaltig verankert.

Robuste, skalierbare Lösung

Das Vorhaben wird als Verbundprojekt unter der Leitung der Hochschule Zittau/Görlitz (IPM) mit dem Fraunhofer IEG und dem ILK Dresden durchgeführt. Kommunale Partner sind die Stadtwerke Zittau GmbH, die Stadtwerke Weißwasser GmbH und der Landkreis Görlitz. Fördermittelgeber ist die SAB (Sächsische Aufbaubank) im Rahmen der Energie- und Klima-Förderrichtlinie des Landes Sachsen mit insgesamt 3,7 Mio. Euro. Das Projekt läuft seit März 2024 und soll bis Ende 2027 abgeschlossen sein.

Dr. Clemens Schneider, Projektleiter am Fraunhofer IEG, betont: „Die Kernleistung von AQVA-HEAT III liegt in der nahtlosen Verknüpfung aus Auslegung, automatisierter Steuerung und Feldmessung – so wird eine robuste, skalierbare Lösung für die Wärmeversorgung aus Wasser möglich. […] Durch die enge Verzahnung aller Komponenten schaffen wir belastbare Grundlagen für eine breit nutzbare Nah- und Fernwärmeinfrastruktur – und liefern praxisnahe Erkenntnisse für Planer und Betreiber.“


Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Clemens Schneider, clemens.schneider@ieg.fraunhofer.de

Quelle: Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien IEG

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Wenige Eiskeime in der größten Eiswüste

02. Dezember 2025 um 07:15

Wolken, die aus flüssigen Wassertropfen bestehen, reflektieren das Sonnenlicht stärker als Wolken mit Eiskristallen. Weniger Eiskeime und weniger Eis in den Wolken könnten dazu beitragen, dass sich die Südhemisphäre nicht so stark erwärmt wie die Nordhemisphäre, schreiben die Forschenden im Fachjournal Geophysical Research Letters.

Dass die Wolken über dem Südlichen Ozean rund um die Antarktis mehr Wasser und weniger Eis enthalten als vergleichbare Wolken in der Nordhemisphäre, ist seit langem bekannt. Ohne Details zu den Ursachen und Messreihen können die Klimamodelle, die auf Daten aus der Nordhemisphäre beruhen, jedoch nicht angepasst werden. Die Messungen von Eiskeimen liefern dazu nun ein wichtiges Detail. Weitere Daten werden die Flüge des deutschen Forschungsflugzeugs HALO liefern, dessen Mission HALO-South Mitte Oktober in Neuseeland zu Ende ging, sowie eine Reihe von Antarktis-Expeditionen, die für 2026-2030 im Rahmen des großen internationalen Forschungsprojektes „Antarctica InSync“ geplant sind.

Unsicherheitsfaktor: Wolken

Wolken bilden nach wie vor die größten Unsicherheiten in den Klimamodellen. Einen großen Anteil daran hat Eis in den Wolken, denn Eisbildungsprozesse beeinflussen die Strahlungseigenschaften, die Niederschlagsbildung und folglich die Lebensdauer von Wolken. Die Eisbildung wird durch sogenannte eiskeimbildende Partikel (eng. Ice Nucleating Particles, INPs) ermöglicht. Dabei wirken INPs wie Katalysatoren, denn ohne diese Partikel gefrieren Wolkentropfen erst unter -38°C. Besonders über dem Südlichen Ozean rund um die Antarktis, wo die Konzentrationen an Eiskeimen in der sauberen Atmosphäre niedrig sind, wurden große Unterschiede bei den Strahlungseffekten zwischen Modellen und Messungen festgestellt. Aus diesem Grund sind Eiskeime in den Fokus der Wolkenforschung gerückt.

Global betrachtet stellen Partikel aus Mineralstaub bei niedrigen Temperaturen den größten Teil der Eiskeime. Bei höheren Temperaturen dagegen sind die Eiskeime meist biologischen Ursprungs und enthalten Proteine oder Polysaccharide. Da im Sommer mehr biologische Aktivität herrscht als im Winter lässt sich dadurch in vielen Regionen ein klarer Jahresgang mit einem Maximum im Sommer und Minimum im Winter verzeichnen. Diese jahreszeitlichen Schwankungen konnten Forschende selbst in der Arktis beobachten – nicht aber in der Antarktis.

Keine soliden Daten vorhanden

Zur Antarktis dagegen gab es bisher keine soliden Daten. Für die jetzt veröffentlichte Studie wurden Aerosolpartikel per Filter in der Antarktis gesammelt, bei -20°C gelagert und schließlich im Labor vom TROPOS in Leipzig auf Eiskeime untersucht. Dazu nutzen die Forschenden mit LINA (Leipzig Ice Nucleation Array) und INDA (Ice Nucleation Droplet Array) zwei Geräte, die die Anzahl der Eiskeime in der Atmosphäre bei unterschiedlichen Temperaturen optisch zählen. Durch die standardisierte Methode lässt sich so herausfinden, an welchen Orten mehr Eiskeime in der Atmosphäre schweben und an welchen Orten weniger.

Die meisten der dabei untersuchten Proben stammten von der deutschen Antarktis-Station Neumayer III wo zwischen Dezember 2019 und 2021 Daten aus zwei kompletten Jahren erhalten werden konnten. Neumayer III steht auf dem Eckström-Schelfeis und ist etwa 20 Kilometer vom Eisrand entfernt. Die dort erhaltene Zeitreihe ist bisher einmalig und durch Messungen im Südwinter besonders wertvoll. Ebenfalls analysieren konnten die Forschenden Filterproben, die während der Südsommer 2020/21 und 2021/22 an der Belgischen Antarktis-Station Princess Elisabeth genommen wurden, die auf einem Gebirgszug auf etwa 1400m Höhe und 200 Kilometer vom Meer entfernt steht.

In die Analyse flossen zudem Filterproben von der spanischen Expedition PI-ICE ein, die während des Südsommers 2018/19 die Atmosphäre über der Antarktischen Halbinsel und der spanischen Antarktis-Station Juan Carlos I auf Livingston Island untersucht hatte.

„Unseres Wissens nach gab es auf dem Antarktischen Festland noch nie eine so lange Zeitreihe von Filtern, aus denen INPs bestimmt wurden. 2023 haben chinesische Forschende auf einer Schlittentour Schneeproben gesammelt, die aber nur indirekt Rückschlüsse auf die Eiskeime zulassen. Unsere direkten und zeitlich ausgedehnten Messungen sind daher ein Novum für den Kontinent Antarktis“, ordnet Dr. Heike Wex vom TROPOS die Bedeutung der Studie ein.

Die Anzahl der Eiskeime über dem Meer an der Antarktischen Halbinsel war vergleichbar mit früheren Messungen an anderen Stellen des Südlichen Ozeans. Aber die beiden Antarktis-Stationen Neumayer III und Princess Elisabeth zeigten so niedrige Werte wie nie zuvor gemessen. Besonders markant an den 24monatigen Messungen von der deutschen Antarktis-Station Neumayer III war: Weder zeigten sich jahreszeitliche Schwankungen in der Anzahl der Eiskeime, noch hitze-empfindliche Eiskeime in den Proben.

„Dies deutet generell auf sehr wenige biogene proteinhaltige Eiskeime hin, was wahrscheinlich mit wenig biologischer Aktivität auf dem antarktischen Kontinent zusammenhängt, die – wenn überhaupt – dann nur im Sommer in Küstennähe zu finden ist“, erklärt Dr. Heike Wex.

Auswirkungen auf die Erwärmung der Hemisphären

Da die Antarktis mangels Staubquellen und biologischer Aktivität wenig Eiskeime in die Atmosphäre abgibt, ist auch die Anzahl der Eiskeime über dem Südlichen Ozean um die Antarktis relativ niedrig. Dies könnte den großen Anteil an unterkühlten Tropfen in den Wolken dort erklären, die mangels Eiskeimen flüssig bleiben und nicht vereisen. Der Anteil von Wasser und Eis in den Wolken wiederum beeinflusst die Strahlungseigenschaften und könnte dazu beitragen, dass sich die Südliche Hemisphäre weniger stark erwärmt als die Nördliche Hemisphäre.

„Unsere Ergebnisse liefern wichtige Daten, die dazu beitragen können, das Verständnis und damit auch die globalen Klimamodelle zu verbessern. Darüber hinaus könnte die Konzentration von Eiskeimen in der Antarktis aufgrund der Klimaerwärmung zunehmen, da zurückgehende Gletscher mehr Land für Vegetation freigeben und die Biosphäre aktiver werden könnte. Daher kann die Ermittlung des aktuellen Zustands hilfreich sein, um die potenziellen Auswirkungen künftiger Veränderungen zu bewerten“, berichtet Dr. Silvia Henning vom TROPOS.

Aus den Messwerten an Neumayer III konnte das Team eine Parameterisierung ableiten, mit dem sich die Eiskeime an Princess Elisabeth vorhersagen ließen und der damit zumindest für diesen Teil der Antarktis für Modellierungen genutzt werden kann. Ob dies auch für andere Regionen des Kontinents Antarktika gilt, sollen künftige Untersuchungen 2027-2030 im Rahmen des großen internationalen Forschungsprojektes „Antarctica InSync“ zeigen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Heike Wex
wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung Atmosphärische Mikrophysik, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig

Dr. Silvia Henning
Teamleiterin Aerosol-Wolken-Wechselwirkungen, Abteilung Atmosphärische Mikrophysik, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig
Tel. +49-341-2717-7321

Originalpublikation:
Wex, H., Eckermann, O., Jurányi, Z., et al.: (2025). Antarctica’s unique atmosphere: Really low INP concentrations. Geophysical Research Letters, 52, e2024GL112583. https://doi.org/10.1029/2024GL112583


Quelle: TROPOS

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Mobbing: Warum sind Kinder so gemein?

02. Dezember 2025 um 08:00
Wer in der Schule gemobbt wird, leidet oft ein Leben lang an den emotionalen Wunden. Ein wichtiger Faktor bei der Prävention ist das Schulklima.

© Franziska Hohmann / Getty Images / iStock

Neue Projektansätze bei Wasserwiederverwertung und Trinkwassergewinnung

01. Dezember 2025 um 07:30

Das europäische Projekt NEW WATER erhält im Rahmen des EU-Förderprogramms Interreg Nordwesteuropa rund 4 Mio. Euro Unterstützung. Ziel der Initiative ist es, innovative Verfahren zur Wasseraufbereitung unter realen Bedingungen zu testen und Wege für eine breitere Wasserwiederverwendung in Europa zu eröffnen. Insgesamt beteiligen sich 16 Partner aus Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden – darunter Wasserversorger, Forschungseinrichtungen, Industrieunternehmen und Behörden. Sie errichten an sieben Standorten Pilotanlagen, die verschiedene Technologien im Praxiseinsatz erproben.

Auch der technisch-wissenschaftliche Verband figawa zählt zu den aktiven Unterstützern des Projektes. Für Michael Reinders, Referent Wasser bei figawa, hat die Beteiligung besondere Bedeutung:

„Wir möchten dem Thema Wasserwiederverwendung auf europäischer Ebene mehr Gewicht geben, weitere Einsatzfelder praktisch erproben und den Austausch zwischen Probleminhabern und Lösungsanbietern stärken.“

Auch im Hinblick auf künftige gesetzliche Rahmenbedingungen sieht der figawa großes Potenzial. Das Projekt könne wichtige Anstöße für die Weiterentwicklung von Regeln zur Wasserwiederverwendung geben – und dabei über die landwirtschaftliche Bewässerung hinausreichen. Diese Erkenntnisse sollen in europäische Entscheidungsprozesse einfließen, in denen der figawa als Bindeglied zwischen Gesetzgebern, Behörden und Fachakteuren agiert.

NEW WATER ist das erste Interreg-Projekt, an dem der Verband auf EU-Ebene beteiligt ist. Nach Einschätzung von Reinders bildet die Wasserwiederverwendung ein ideales Feld, um die europäische Zusammenarbeit zu stärken und praxisnahe Lösungen für eine ressourcenschonende Wasserwirtschaft zu entwickeln.

 

Weitere Informationen zum figawa und seinen Projekten

 


 

(Quelle: figawa)

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Stillen: Wer hat die gehaltvollste Muttermilch?

Junge Kegelrobben werden im Schnitt nach 17 Tagen abgestillt. Bis dahin bekommen sie einen regelrechten Powerdrink – dessen Mischung auch für Menschen interessant sein könnte.

© Patrick Pomeroy; Pressebild zu Jin, C. et al.: Seal milk oligosaccharides rival human milk complexity and exhibit functional dynamics during lactation. Nature Communications 16, 2025

Effizientes Düngen mithilfe von Künstlicher Intelligenz

20. November 2025 um 13:31

Auf landwirtschaftlichen Feldern in Niedersachsen werden überwiegend Getreidesorten, Kartoffeln und Mais angebaut. Um diese Nutzpflanzen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen und ihnen wichtige Nährstoffe zuzuführen, verwenden Landwirtinnen und Landwirte häufig Pflanzenschutz- und Düngemittel. Diese Mittel können mit landwirtschaftlichen Maschinen ausgebracht werden, die über Feldspritzen oder Mineraldüngestreuer verfügen.

Bei der Ausbringung der Pflanzenschutz- und Düngemittel müssen gesetzlich vorgeschriebene Abstände zu Gewässern eingehalten werden. Dazu gehören Seen, Gräben, Bäche und lokale Wasseransammlungen wie Pfützen, die wetter- und vegetationsabhängig sind. Derzeit wird der Abstand zwischen dem Gewässer und der Landmaschine auf Basis lokaler Karten oder manueller Stichproben festgelegt. Diese Verfahren sind angesichts der klimatischen Veränderungen nicht dynamisch genug, um den tatsächlichen Verhältnissen auf den Feldern gerecht zu werden.

Daher entwickeln die Forschenden des Transferprojektes „Adaptive agronomisch Spritztechnologie für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ (AdAgriSpray) ein digitales System, das die Ausbringung von Pflanzenschutz- und Düngemittel effizienter und umweltfreundlicher gestaltet.

Projektziel und Vorgehensweise

Forschungsziel ist es, Gewässer und temporäre Wasseransammlungen in der Nähe der Landmaschinen mithilfe Künstlicher Intelligenz zu erkennen und die Pflanzenschutz- und Düngemittel gezielter einzusetzen als bisher. Dafür sollen die Landmaschinen mit geeigneter Sensorik ausgestattet werden, die Daten zu ihrem Umfeld sammeln. Diese Daten sollen über einen Edge-Computer verarbeitet und mithilfe einer KI ausgewertet werden. Dadurch könnten die Verordnungen zum Gewässerschutz präziser eingehalten werden, da die Ausbringung der Pflanzenschutz- und Düngemittel situativ angepasst und nicht auf Basis statischer Karten ermittelt werden würde.

Entwickelt werden soll ein Prototyp für eine Smart-Sensor-Applikation, der auf einem landwirtschaftlichen Hof getestet werden soll. Für diesen Prototyp werden die Forscher prüfen, welche Sensortechnik geeignet ist, um eine ausreichend hohe Genauigkeit für das Training der KI-Modelle zu erreichen. Zudem werden sie Edge-Computing-Hardware aussuchen, die eine angemessene Verarbeitungszeit der Daten ermöglicht. Die KI-Modelle sollen möglichst wirtschaftlich und damit rentabel für die Landwirte sein. Das bedeutet, dass sie niedrige Anforderungen an die Hardware stellen und mit geringem Energieaufwand direkt auf den Landmaschinen eingesetzt werden können.

„Um leistungsstarke und moderne KI-Modelle zu entwickeln, ist eine große Menge an Daten erforderlich, die exakt beschriftet sind und optimal zum Anwendungszweck passen. In der Landwirtschaft ist die Datenerhebung zeitlich begrenzt, da die Arbeitsprozesse saisonal bedingt sind. Außerdem ist es schwierig, Bilddaten aus der komplexen Umgebung eines landwirtschaftlichen Feldes richtig zu beschriften. Daher werden wir im Projekt zunächst mit Simulationen und synthetischen – also künstlich erzeugten – Daten arbeiten, die den realen Daten ähneln. Zudem werden wir die Datenbeschriftung teilautomatisiert durchführen, um die Entwicklung der KI zu beschleunigen“, erklärt Prof. Dr. Martin Atzmüller, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI).

 


Quelle: ZDIN

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Ausgelaugte Gletscher: Große Dürren laut Studie künftig nicht aufzuhalten

20. November 2025 um 10:11

Die Studie des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) geht der Frage nach, ob Dürren in Zukunft dauerhaft anhalten könnten. Laut Forscherteam scheint Chile aufgrund der schon seit 15 Jahren andauernden schweren Dürre „seine unschätzbaren Wasserressourcen zu verlieren“, was nicht vorhersehbar gewesen sei.

„Klimawissenschafter:innen haben erst 2015 erkannt, dass die anhaltende Dürre in Chile wirklich ein großes Problem ist“, sagt Francesca Pellicciotti, Professorin am Institute of Science and Technology Austria (ISTA). „Die Megadürre in Chile wurde in keinem Klimamodell vorhergesagt. Die bestehenden Modelle zeigten sogar absurd niedrige Wahrscheinlichkeiten für ein solch extremes Ereignis. Und doch ist es eingetreten und dauert immer noch an“.

Pellicciotti hatte sich gemeinsam mit den beiden chilenischen Geowissenschaftlern Álvaro Ayala und Eduardo Muñoz-Castro (derzeit am Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in der Schweiz tätig) mit diesem Problem befasst und auf Basis des Chile-Szenarios ein Zukunftsszenario modelliert. Die Analyse nimmt die Gletscher in den südlichen Anden in den Blick. Diese sollen zurzeit in der Lage sein, die Dauerdürre in Chile zu kompensieren.

Chile 2100 von weiterer Dürre betroffen?

In der semiariden Zentralregion Chiles spielt das Schmelzwasser aus den Anden laut Forschern eine entscheidende Rolle für die Wasserversorgung. Während früher Dürreperioden regelmäßig alle fünf bis sechs Jahre auftraten und meist ein bis zwei Jahre dauerten, erlebt das Land derzeit eine außergewöhnlich lange und intensive „Megadürre“, so die Studie. Diese Situation hatte die Forscher dazu veranlasst, die langfristigen Auswirkungen solcher Extremereignisse zu untersuchen.

Ein wissenschaftliches Team modellierte dafür die Entwicklung von 100 großen Gletschern in Zentralchile und Argentinien. Es simulierte die Wasserverfügbarkeit während einer zehnjährigen Dürre im 21. Jahrhundert, wenn die Gletscher deutlich kleiner sein sollen. Das Ergebnis der Simulation zeigt, dass die Schmelzwassermenge in den Sommermonaten dann nur noch etwa die Hälfte des heutigen Niveaus betragen könnte. Kleinere Gletscher, die in der Studie nicht berücksichtigt wurden, dürften bis dahin weitgehend verschwunden sein, was schwerwiegende Folgen für lokale Ökosysteme hätte, so die Klimaforscher weiter.

Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen darauf hin, dass gegenwärtige Klimamodelle extreme Dürren tendenziell unterschätzen. „Megadürren“ träten als besonders lange und intensive Phasen im Rahmen einer allgemeinen Erderwärmung auf und verstärkten den Verlust an Gletschermasse. Trotz wachsender Evidenz bleibe unklar, welche Mechanismen solche Ereignisse auslösen. Neue Untersuchungen legten nahe, dass extreme Dürren weltweit häufiger, heißer und ausgedehnter werden, doch eine einheitliche Definition des Begriffs „Megadürre“ existiere bislang nicht.

Zunehmend wird in der wissenschaftlichen Gemeinschaft die Sorge geäußert, dass „Megadürren“ zur neuen Normalität werden könnten. Wissenschaftler fordern daher verstärkte Anstrengungen, dieses Phänomen sowohl global als auch regional zu erforschen und politische Maßnahmen zur Anpassung und Risikovorsorge einzuleiten.

Chile als Vorbote für Europa?

In Chile schreitet laut Studienautoren die Wüstenbildung zunehmend von Norden nach Süden voran. Forschende weisen darauf hin, dass die bestehenden Wüstengebiete im Norden bereits heute einen Ausblick darauf geben könnten, wie sich die Landschaften in Zentralchile künftig entwickeln werden. Ein ähnlicher Vergleich wird für Europa gezogen: Der gegenwärtige Zustand der Gebirge im Mittelmeerraum könnte Hinweise auf die zukünftige Situation der Alpen liefern.

Vor diesem Hintergrund betont die wissenschaftliche Gemeinschaft die Dringlichkeit einer koordinierten globalen Klimapolitik. Ziel sei es, Strategien für ein nachhaltiges Wassermanagement zu entwickeln, die auch den Umgang mit künftigen Megadürren einbeziehen. Während Chile in diesem Bereich bereits Prioritäten gesetzt habe, stehe Europa noch vor der Aufgabe, gemeinsam mit Fachleuten für Wasserwirtschaft Modelle zu erarbeiten, die konkurrierende Nutzungsansprüche und Zuteilungssysteme simulieren.

Auch in Chile werden koordinierte Maßnahmen gefordert. Forscher und Forscherinnen wie Ayala und Muñoz-Castro heben hervor, dass bestehende Strategien angesichts fortschreitender klimatischer Veränderungen nicht mehr ausreichen. Künftige Wasserbewirtschaftungspläne müssten flexibel ausgestaltet sein, um auf neue Extremsituationen reagieren zu können, ohne auf den bisherigen Beitrag der Gletscher angewiesen zu sein.

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Originalpublikation:
Álvaro Ayala, Eduardo Muñoz-Castro, Daniel Farinotti, David Farías-Barahona, Pablo A. Mendoza, Shelley MacDonell, James McPhee, Ximena Vargas & Francesca Pellicciotti. 2025. Less water from glaciers during future megadroughts in the Southern Andes. Communications Earth & Environment. DOI: 10.1038/s43247-025-02845-6
https://doi.org/10.1038/s43247-025-02845-6

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Weitere Informationen:
https://ista.ac.at/de/forschung/pellicciotti-gruppe/
Forschungsgruppe „Kryosphäre und Gebirgshydrosphäre“ am ISTA
https://ista.ac.at/de/news/die-megaduerren-sind-da/
Studie: Mehrjährige extreme Dürren werden häufiger, heißer und großflächiger

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Interaktive Infografik: Hirnentwicklung im Lauf des Lebens

Wie verändert sich unser Gehirn im Laufe des Lebens? Forschende haben erstmals Wachstumskurven der grauen und weißen Substanz erstellt. Eine interaktive Grafik.

© KielSCN; Bearbeitung: Spektrum der Wissenschaft

Mikroplastik im Zu- und Ablauf von Kläranlagen bestimmen

17. November 2025 um 07:20

Die Gefahr von Mikroplastik für Umwelt und Gesundheit ist in den vergangenen Jahren verstärkt ins Bewusstsein gerückt. Über Abwässer aus Haushalten und von befestigten Flächen abgeleitete Niederschlagswässer gelangt es in den Wasserkreislauf.

Kläranlagen kommt hier eine besondere Bedeutung zu: Wie ein Team um Günter Gruber vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau der TU Graz und Helmut Rechberger vom Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement von der TU Wien gemeinsam mit dem Umweltbundesamt nun belegen konnte, halten sie über 95 Prozent des bestimmbaren Mikroplastiks zurück.

Gemeinsam haben die Forschenden eine standardisierte und praxistaugliche Methode zur Bestimmung von Mikroplastik im Zu- und Ablauf von Kläranlagen entwickelt.

Probenentnahme als potenzielle Fehlerquelle

„Mittlerweile gibt es viele Studien zu Mikroplastik mit einer breiten Palette an Erkenntnissen und Ergebnissen“, sagt Helmut Rechberger von der TU Wien. „Weil es aber nach wie vor keine standardisierte Methode für die Gesamtanalytik gibt, sind die Resultate nur schwer miteinander vergleichbar. Mit der von uns entwickelten Analysemethodik lassen sich nun vergleichbare Ergebnisse erzielen.“

Das Team der TU Graz widmete sich im Rahmen der Untersuchungen, die hauptsächlich an und mit Unterstützung der Kläranlage der Stadt Graz durchgeführt wurden, der schwierigen Aufgabe einer repräsentativen Probenentnahme und der Gewinnung der Feststoffproben. Dieser Vorgang gilt als eine der größten potenziellen Fehlerquellen, denn Mikroplastikpartikel unterscheiden sich stark in Größe, Dichte und Verhalten im Wasser. Dadurch sind sie im Abwasserstrom sehr inhomogen verteilt – manche Partikel schwimmen an der Oberfläche, andere treiben am Boden entlang und der Rest ist irgendwo dazwischen.

Für eine repräsentative Messung waren großvolumige 24-Stunden-Mischproben – 100 Liter im Zulauf und 1000 Liter im Ablauf – nötig, die im Tagesverlauf das unterschiedlich hohe Aufkommen der Abwassermengen berücksichtigen.

Turbulenzen gesucht

Um eine gute Durchmischung sicherzustellen, suchte das Team in der Kläranlage Graz gezielt turbulente Bereiche und entnahm dort über 28 Tage hinweg Proben, die es zur Vermeidung von zusätzlichen Verunreinigungen in Edelstahlbehältern sammelte. In Vorversuchen bestimmte die Forschungsgruppe zudem den idealen Ansaugpunkt, da die Probenentnahme nicht über die gesamte Abflusstiefe erfolgen kann. Dieses Vorgehen validierte das Team abschließend mit weiteren Untersuchungen in der Kläranlage Wiener Neustadt.

Die Filter ermöglichten die Gewinnung von Feststoffproben. Bildquelle: Gruber - TU Graz

Die Filter ermöglichten die Gewinnung von Feststoffproben. (Bildquelle: Gruber – TU Graz)

Das Team der TU Wien befasste sich hauptsächlich mit der Feststoffabtrennung, mit der Probenaufbereitung und mit der Durchführung einer der beiden verwendeten Analysemethoden zur Mikroplastikbestimmung. Hierfür wurde ein Discfiltersystem entwickelt, mit dem die sequenzielle Filtration (zuerst mit einer Maschengröße von 20 µm, dann 10 µm) von Mikroplastikpartikeln großer Probenvolumina zur Gewinnung von Feststoffproben möglich ist. Das Umweltbundesamt steuerte eine zweite Analysemethode bei, mit der sich nicht nur die Masse, sondern auch die Art der Kunststoffe und deren Konzentrationen ermitteln lässt.

Hoher Anteil von Reifenabrieb

„Für uns war spannend zu sehen, dass insbesondere Plastikpartikel von Reifenabrieb sehr stark im Zulauf zur Kläranlage zu finden waren“, sagt Günter Gruber. „Die gute Nachricht ist aber, dass wir im Zuge unserer Messungen herausgefunden haben, dass Kläranlagen eine wunderbare Senke für das Mikroplastik sind. Durch eine in Österreich ab 2033 verbindliche thermische Verwertung des Klärschlamms von Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von größer 20.000 Einwohnerwerten wird es dann praktisch unschädlich gemacht werden.“

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) mit einem Betrag von 442.830 Euro gefördert.

Zum Projektbericht

Kontakt an der TU Graz:
Ass.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Günter Gruber
TU Graz | Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau
guenter.gruber@tugraz.at

Kontakt an der TU Wien:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Dr.h.c. Helmut Rechberger
TU Wien | Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement, Forschungsbereich Abfallwirtschaft und Ressourcenmanagement
helmut.rechberger@tuwien.ac.at

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Wie Stressfaktoren das Leben in Flüssen formen

14. November 2025 um 09:07

Landwirtschaft, Abwässer, Staudämme, die Abschwemmung feiner Sedimente von Äckern und nicht zuletzt der Klimawandel mit seinen steigenden Temperaturen verändern Qualität und Struktur von Süßwasserökosystemen, vor allem von Flüssen. Doch bislang fehlte ein klares Bild, wie einzelne, menschgemachte Stressfaktoren auf verschiedene Artengruppen wirken.

Ein Team um Dr. Willem Kaijser von der Arbeitsgruppe Aquatische Ökologie der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat diese Lücke nun geschlossen. Die Forschenden sichteten mehr als 22.000 Fachartikel und analysierten 1.332 Datensätze aus 276 Studien. Daraus entstand die erste globale Zusammenfassung, die Belastungsfaktoren mit den Reaktionen von fünf wichtigen Organismengruppen in Beziehung setzt: Mikroorganismen, Algen, Wasserpflanzen, wirbellose Tiere und Fische.

Belastungsfaktoren

Über alle Gruppen hinweg steht die Artenvielfalt besonders mit folgenden Belastungsfaktoren in Zusammenhang:

  • erhöhter Salzgehalt,
  • Sauerstoffmangel und
  • übermäßige Sedimentablagerungen.

Diese Faktoren treten oft gemeinsam auf und verschlechtern Lebensbedingungen – etwa durch Stoffwechselstress oder verschlammte Lebensräume.

Andere Einflüsse wie Nährstoffanreicherung und Erwärmung wirken je nach Artengruppe unterschiedlich. Manche Algen profitieren von moderaten Nährstoffmengen, die ihr Wachstum und ihre Artenzahl fördern können. Höhere Wasserpflanzen hingegen verlieren an Vielfalt, wenn Salzgehalt oder Nährstoffeinträge steigen. Wirbellose und Fische leiden besonders unter Sauerstoffmangel und feinen Sedimentablagerungen, die ihre Lebensräume überdecken.

Muster erkennbar

Die Forschenden nutzten statistische Modelle und Wahrscheinlichkeitstheorien, um diese Zusammenhänge sichtbar zu machen und Wechselwirkungen zwischen den Stressoren zu erkennen. Denn diese wirken oft zusammen und nicht selten unterscheiden sich die Zusammenhänge zwischen Regionen und Organismengruppen. Dennoch zeichnen sich Muster ab, die für den Gewässerschutz entscheidend sind.

„Salz, Sedimente und Sauerstoffmangel schaden fast immer“, fasst Prof. Dr. Daniel Hering zusammen. „Unsere Analysen erlauben es nun, diese Zusammenhänge zu quantifizieren und für Vorhersagen nutzbar zu machen“.

Die Studie entstand im Sonderforschungsbereich RESIST der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der an der UDE koordiniert wird.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Willem Kaijser, Aquatische Ökologie, willem.kaijser@uni-due.de
Prof. Dr. Daniel Hering, Aquatische Ökologie, daniel.hering@uni-due.de

Originalpublikation:
Kaijser, W., Musiol, M., Schneider, A., et al.: Meta-analysis-derived estimates of stressor-response associations for riverine organism groups, Nature Ecology & Evolution (2025). https://doi.org/10.1038/s41559-025-02884-4

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